Evangelische Frauen feiern
Was im Jahr 1901 mit der Gründung des «Thurgauischen Vereins zur Hebung der Sittlichkeit» begonnen hat, entpuppte sich im Rückblick als sozialgeschichtliches Jahrhundertprojekt. Was Frauen damals in enormer Freiwilligenarbeit auf die Beine gestellt haben und was die «tef» heute noch alles leistet, widerspiegelt Thurgauer Sozialgeschichte. Elisabeth Hummler aus Bettwiesen ist Präsidentin des Vereins – einer der ältesten Frauenverbände der Schweiz.
Sie zieht die Fäden im Hintergrund, Sozialarbeiterin Rosmarie Günthör wirkt in der Beratungsstelle in Weinfelden an vorderster Front. Als professionelle Beraterin bekommt sie täglich mit, wie Änderungen in persönlichen Lebenssituationen für Frauen und ihre Familien Probleme nach sich ziehen und wo Menschen durch die Maschen im Sozialnetz fallen.
Pionierarbeit im Thurgauer Sozialwesen
Nebst der Hebung der Sittlichkeit im Volk und der Rettung und Bewahrung gefallener Mädchen, kämpften die Gründungsfrauen auch für bessere gesetzliche Bestimmungen zum Schutz des weiblichen Geschlechts. Die «tef» hat sich stets dem gesellschaftlichen Wandel und seinen Herausforderungen gestellt, ihre Aufgaben entsprechend angepasst und weiterentwickelt. Die Geschichte der «tef» ist eng mit der des Kantons verknüpft.
So wurde im Jahr 1919 das Thurgauische Frauensekretariat – die spätere Beratungsstelle – gegründet und die erste professionelle Fürsorgerin im Kanton eingestellt. Heute geht es nicht mehr um Schutzaufsicht und Fürsorge, sondern um Beratung und Förderung der Eigenverantwortung.
Weitere Leuchtturmprojekte sind zum Beispiel die Mithilfe bei der Gründung der kantonalen Pflegekinderkommission und der kantonalen Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität sowie der Aufbau der Opferhilfe für den Kanton. Seit 40 Jahren betreibt die «tef» den Kanzler, ein sozialpsychiatrisches Betreuungsangebot in Frauenfeld.
Unbürokratisch Hilfe bieten
«Unsere Beratungsstelle wird zunehmend auch von Familien und jungen Männern aufgesucht, da wir niederschwellig und unbürokratisch Hilfe bieten und Perspektiven aufzeigen. Die Beratung erfolgt kostenlos und unabhängig von Konfession und Nationalität», sagt Präsidentin Elisabeth Hummler.
Die Statutenänderung im letzten Jahr hat sich auch im Vereinsnamen niedergeschlagen. Aus der Thurgauischen Evangelischen Frauenhilfe wurde die Thurgauische Evangelische Frauen- und Familienhilfe. Geblieben ist der Grundgedanke, professionelle Arbeit aus christlicher Haltung anzubieten.
(Brunhilde Bergmann)
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