Ein musikalischer Bücherschatz
Zu Beginn waren es die äusseren Werte, die ihn faszinierten. «Diese unwahrscheinliche Vielfalt der Buchgestaltung», sagt Christian Herrmann, der sich als visueller Mensch bezeichnet. Dabei verweist er auf Bücher Ende des 19. Jahrhunderts mit wertvollen Buchdeckeln, die etwa mit Glasperlen oder Elfenbein ausgestattet waren. Auch die Buchschliessen oder Kanten- und Eckenschoner aus Messing oder Gold machten das Kirchengesangbuch zu einer kleinen Kostbarkeit.
Seine Sammelleidenschaft begann Ende der 1980er-Jahre, als er ein Kirchengesangbuch geschenkt bekam. Danach hielt er auf Flohmärkten oder in Buchantiquariaten Ausschau. Die Leute wussten mit der Zeit um seine Vorliebe für historische Gesangbücher und liessen ihm diese, etwa als Nachlass, zukommen. «Offenbar bin ich nicht der Einzige, der solche Bücher sammelte», sagt Herrmann. Bereits 2008 stellte er einen Teil seiner gesammelten Werke in Gachnang aus – dies löste einen weiteren Schub an Neuzugängen aus. Inzwischen ist die Sammlung auf gut 750 Bücher angewachsen.
Lehrbücher für das Volk
Nach seiner Pensionierung im Jahr 2021 nahm sich Christian Herrmann Zeit, sich auch den inneren Werten der Gesangbücher zu widmen und diese in einem detaillierten Bild- und Textband festzuhalten. Dazu sagt er: «Ich entdeckte, dass diese Bücher auch Lehrbücher für das Volk waren.» Darin finde man Ordnungen, Katechismen, Psalmen und natürlich Lieder. Auch geschichtliche, spannende Fakten, wie etwa die unterschiedlichen Tauf- und Abendmahlbräuche, seien in den Büchern festgehalten.
Interessant sei ebenfalls, wie sich die evangelisch-reformierten Landeskirchen Graubünden, Glarus und Thurgau Mitte des 19. Jahrhunderts vom Zürcher Gesangbuch abwandten und ein eigenes, dreiörtiges Gesangbuch lancierten. Gedruckt wurde es in der ehemaligen Frauenfelder Druckerei Huber. Erst im Jahr 1952 gab es ein gemeinsames Werk sämtlicher evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz. Das neue Reformierte Gesangbuch von 1998, vor 25 Jahren herausgegeben, ist deshalb der geeignete Anlass, um einen Teil des musikalischen Bücherschatzes von Christian Herrmann hervorzuholen und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung dauert vom 26. November 2023 bis 26. Januar 2024. Sie befindet sich im 1. Stock des Bernerhauses am Bankplatz 5 in Frauenfeld. Geöffnet ist sie jeweils von Montag bis Freitag, 9 bis 11.30 und 14 bis 17 Uhr. An den Wochenenden ist die Ausstellung jeweils an Samstagen und Sonntagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 24. Dezember 2023 bis und mit 2. Januar 2024 bleibt die Ausstellung geschlossen.
Ein musikalischer Bücherschatz