Ein Daheim auf Zeit
«Unterwegssein in der Natur hat meinen Blick auf das Leben verändert», sagt Monika Fankhauser. Sie leitet seit 2018 in der Nachfolge von Brigitta Stahel das Pilgerherbergsteam in Märstetten und ist selbst aktiv auf dem Jakobsweg. «Bisher bin ich bis zum Brünigpass gekommen. Ich hoffe, dass ich es bis Genf schaffe. Santiago wäre natürlich auch schön.» Monika Fankhauser ist viel alleine unterwegs. «Es tut mir gut. Ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen und mich sortieren», berichtet sie über ihre ganz persönlichen Erfahrungen. «Seinen eigenen Rhythmus, sein eigenes Tempo finden, das hilft mir auch, Entscheidungen zu bedenken».
Für eine Nacht
Wer pilgert, findet an den ausgewiesenen Pilgerwegen Herbergen, die ihm zum Ausruhen zur Verfügung stehen – eine davon in Märstetten an der Hubstrasse 2. Dort hat eine Gruppe von Engagierten vor fast 20 Jahren eine Wohnung in einem Altbau angemietet, die seitdem als betreute Herberge genutzt werden kann. Ein Team von zehn Personen, acht Frauen und zwei Männer, unter der Leitung von Monika Fankhauser ist abwechselnd in der Pilgersaison bereit, die Pilgernden zu begrüssen und ihnen die Herberge zu erklären. «An der Tür hängt eine Telefonliste, auf der sich die Ankommenden orientieren können. Gruppen müssen sich vorher anmelden», erklärt Monika Fankhauser. 25 Franken kostet die Übernachtung. In der Küche finden die Ankommenden Grundnahrungsmittel zur eigenen Verfügung. «Oft sind es nur kurze Begegnungen. Aber einmal hat mir jemand sogar eine Karte geschrieben aus Santiago: Ich bin angekommen!»
Herausforderung Pandemie
Die Saison beginnt im Frühling. Am 27. März wurde ein Eröffnungsgottesdienst mit dem Ortspfarrer Tobias Arni gefeiert. «Wenn nur ein wenig Normalität zurückkehren darf», hofft Monika Fankhauser für das begonnene Pilgerjahr. Die Pandemiesituation war natürlich auch für das Herbergsteam eine Herausforderung – trotz Schutzkonzept und regelmässigen Absprachen mit den Herbergen in den umliegenden Kantonen. Sogar ans Fundraising musste gedacht werden. «Die Miete lief weiter, und es gab wenige Pilgergäste. Aber Kirchgemeinden und Vereinigungen haben unser Anliegen gehört und uns unter die Arme gegriffen», erzählt die Leiterin des Herbergsteams.
Jubiläum 2023
Für einen Moment laufen ihre Gedanken voraus, als sie sagt: «Im nächsten Jahr wird die Herberge 20 Jahre alt. Manche von uns denken schon daran, wie wir das festlich begehen können. Aber das ist ja noch eine Weile hin. Jetzt denken wir erst einmal an diese Pilgersaison.» Die Vorfreude ist ihr anzuspüren, als sie hinzufügt: «Die Vögel singen ja am Morgen schon!»
Weitere Informationen sind zu finden unter: www.mitten-im-thurgau.ch
Erfahren Sie hier, was Marika Kussmann-Sopko in ihrer Masterarbeit zum Thema «Pilgern» herausgefunden hat.
(Karin Kaspers Elekes)
Ein Daheim auf Zeit