«Die Parallelen sind bedrückend»
«Es ist sehr bedrückend, wie ähnlich sich die Zeugnisse vom Ersten Weltkrieg und vom Ukrainekrieg sind», sagt Alfred Dünnenberger. Er blickt auf ein Foto von einem Weihnachtsbaum in einem Schützengraben, das am 24. Dezember 2022 im ukrainischen Bachmut aufgenommen worden ist.
Der Sammler hat es im sogenannten Zellweger-Zimmer des Historischen Museums Bischofszell platziert. Hier sind viele weitere weihnachtliche Zeugnisse aus vergangenen Kriegszeiten ausgestellt.
Panzerfäuste zieren Christbäume
«Die Situation in Bachmut mit dem Christbaum und den schwer bewaffneten Soldaten steht in direkter Nachfolge zur Situation vor 100 Jahren», ergänzt Dünnenberger. Deutlich wird das auch anhand von Christbaumobjekten, die mit Panzerfäusten und Raketenwerfern verziert sind. Sie seien geschaffen worden, um das ukrainische Militär moralisch und – durch den Erlös der Objekte – finanziell zu unterstützen, sagt Dünnenberger.
Hoffnung aufrechterhalten
Er hatte die vor langem geplante Weihnachtsausstellung im Historischen Museum Bischofszell aufgrund des Ukrainekriegs neu konzipiert: Ihm sei es wichtig, aufzuzeigen, dass das Weihnachtsfest seit jeher auch von Armut und Krieg beeinflusst und für patriotische Zwecke instrumentalisiert worden sei.
Deshalb trägt die Ausstellung den Titel «Nicht nur ‹Oh du fröhliche›…». Nichtsdestotrotz gibt es im Museum Bischofszell auch die hoffnungsvolle Seite des Weihnachtsfests zu bewundern: Zu sehen ist beispielsweise einer der eindrücklichsten Christbäume der Schweiz: Alfred Dünnenberger hat ihn in fast zweiwöchiger Kleinstarbeit mit über 1000 Christbaumkugeln und Objekten geschmückt. pd
«Die Parallelen sind bedrückend»