News aus dem Thurgau

Die Ökumenische Kampagne mischt sich seit 50 Jahren ein

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06.03.2019
Mehr Gerechtigkeit auf der Welt: In diesem Jahr thematisiert die Ökumenische Kampagne den Einsatz der Frauen für bessere soziale Umstände.

Tausende Jugendliche zogen Anfang Jahr durch verschiedene Schweizer Städte. Sie demonstrierten für den Klimaschutz. Unter ihnen der 20-jährige Jonas Vetsch. «Gerade in unserer wohlhabenden Gesellschaft ist es wichtig aufzuzeigen, dass unser Handeln weltweite Folgen hat», sagt der junge Mann, der an der Universität Zürich Theologie studiert und sich als «Teil der weltweiten Community» bezeichnet.

Monika Schlaginhaufen hat Respekt vor dem Engagement der Protestierenden. «Es freut mich, dass die Jungen nun auch aufspringen. Schliesslich geht es um ihre Zukunft.» Es dürfe aber nicht beim Aufschrei bleiben, sagt die pensionierte Lehrerin aus dem Thurgau. Schlaginhaufen selber setzt sich im Rahmen der ökumenischen Kampagne schon seit Jahren für mehr Gerechtigkeit ein. Ihr habe von Anfang an der Ansatz gefallen, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern am häufig ungerechten politischen System in den armen Ländern etwas ändern zu wollen.

Schlaginhaufen hat für ein paar Wochen an einer Schule im Kongo gearbeitet, die durch kirchliche Unterstützung entstand und den Jugendlichen eine Perspektive gibt. «Ausbildung trägt dazu bei, dass die Menschen selbständig denken und sich irgendwann gegen eine Diktatur wehren können.» Das sei ein Beispiel, wie christlich motiviertes Engagement – wenn auch in kleinen Schritten – das Problem an der Wurzel bekämpfe.

250‘000 Unterschriften für die Entschuldungskampagne
Seit einem halben Jahrhundert engagieren sich die christlichen Hilfswerke «Brot für alle» und «Fastenopfer» gemeinsam für eine gerechtere Welt. Die sogenannte ökumenische Kampagne, die jeweils in der Fastenzeit stattfindet, entstand aus den gesellschaftlichen Aufbrüchen Ende der 1960er Jahre: Das Zweite Vatikanische Konzil und der Ökumenische Rat der Kirchen hatten die Christen dazu aufgerufen, sich in politische Themen einzumischen. Inzwischen beteiligt sich auch das christkatholische Hilfswerk «Partner sein» an der Kampagne. «Diese ökumenische Zusammenarbeit ist weltweit einzigartig», sagt Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter von «Brot für alle». 

Seit 1969 setzt die ökumenische Kampagne bei den Ursachen an und beleuchtet die strukturellen Gründe von Ungerechtigkeit und Armut. «Die Entwicklungshilfe muss etwas an den unsozialen Strukturen ändern», sagt Bernard DuPasquier. «Was nützt es, wenn man den Leuten beibringt, wie sie besser fischen, und sie verlieren ihren Lebensunterhalt, da der See privatisiert und verschmutzt wird.»

Die Kampagne war denn auch Ausgangspunkt für viele Initiativen und Labels, so zum Beispiel für die Claro-Läden und das Label «Max Havelaar». Seit 50 Jahren prägen die Themen Frieden, Umweltschutz, Menschenrechte, gerechte Geschlechterbeziehungen, faires Wirtschaften und die Suche nach einem neuen, nachhaltigen Lebensstil die Kampagne. Ihr grösster Erfolg war eine Petition, mit der Anfang der 2000er Jahre 250’000 Unterschriften für einen Schuldenerlass in den ärmsten Ländern gesammelt wurden.

Die Forderungen der Kampagne gaben auch Anlass zu Diskussionen und Spannungen in den Kirchen, etwa beim Thema Abrüstung. In jüngerer Vergangenheit waren «Brot für alle» und «Fastenopfer» an der Lancierung der Konzernverantwortungsinitiative beteiligt, die 2020 zur Abstimmung kommen soll.

Sechs Millionen Franken pro Jahr
Jährlich nimmt die Kampagne auf reformierter Seite rund 6 Millionen Franken ein. Die Spenden gehen langsam zurück, erklärt DuPasquier. Die Gründe sieht der Geschäftsleiter in der Abnahme der Anzahl der Reformierten und der Kirchgemeinden sowie im Fundraisingmarkt, der heute stark umkämpft ist

Begleitet wird die Kampagne vom Versand des Fastenkalenders, der Bibel und Entwicklungshilfe zusammenbringt. Die Spiritualität gehöre dazu, sagt DuPasquier. «Sie ist der Motor des Wandels.» Da sieht der Leiter von «Brot für alle» eine Gemeinsamkeit mit den streikenden Schülerinnen und Schülern auf der Strasse. Allmählich setzte sich die Einsicht durch, dass die Probleme der Globalisierung und des Klimawandels mit dem Lebensstil zusammenhängen. «Es ist nicht nur eine Frage der technischen Machbarkeit, sondern der persönlichen Einstellung. Und dazu hätten die Spiritualität und die Bibel viel zu sagen.»

In diesem Jahr steht die Kampagne unter dem Motto «Gemeinsam für starke Frauen – gemeinsam für eine gerechte Welt». Aus diesem Anlass publizieren die Hilfswerke die Broschüre «Gemeinsam verändern wir die Welt» mit Portraits von Aktivistinnen aus der ganzen Welt. Unter den 50 Frauen hat es auch Schweizerinnen: die ehemalige Fastenopfer-Direktorin Anne-Marie Holenstein, die Theologin Ina Praetorius und Caterina FIerz Carinci, Freiwillige in der reformierten Kirchgemeinde Lugano. 

Cyrill Rüegger, tz, kirchenbote-online, 7. März 2019

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