«Die Kirche soll im Dorf bleiben»
Die Nähe zu den Kirchgemeinden sei ihm besonders wichtig, sagt Lukas Weinhold, der nebst seinem 20-Prozent-Pensum als Kirchenrat auch als Gemeindepfarrer in Wängi arbeitet. Bei Visitationen in Kirchgemeinden könne er immer viel lernen. Dort lässt er sich auch gerne inspirieren – denn: «Die Kirche soll im Dorf bleiben.» So könnten Menschen im Glauben gemeinsam unterwegs sein, sich gegenseitig ermutigen und ermahnen.
Am schwierigsten seien für ihn Situationen, in denen Konflikte Personen direkt betreffen. Die Apostelgeschichte sei ihm dabei ein Vorbild: Dort seien «handfeste Konflikte» geschildert, die mit fairen Mitteln gelöst worden seien.
«Mir graut vor Funktionären»
Er habe die Arbeit im Kirchenrat jederzeit lösungsorientiert erlebt. Bei Sachfragen brauche es ab und zu Auseinandersetzungen. Gerade angesichts unterschiedlicher theologischer Strömungen wolle der Kirchenrat Kontinuität verkörpern und als Kollegialbehörde konstruktiv zusammenarbeiten. «Mir graut vor einer Kirche mit sturen Funktionären », sagt Weinhold, obwohl der Kirchenrat auch verwaltende Aufgaben und Repräsentationspflichten wahrzunehmen habe. Dabei könne es hilfreich sein, «das Menschliche nicht über alles zu stellen, sondern bewusst auf die inspirierende Führung Gottes zu vertrauen ».
Gerade in seinem Ressort sei dies besonders von Nöten. Er mache die Erfahrung, dass die verschiedenen Personen, die in Kliniken und Spitälern die Seelsorge betreuen, eine besonders wichtige Arbeit leisten. «Sogar muslimische Gläubige lassen sich gerne von unseren Fachleuten begleiten.»
In Pionierrolle sensibilisieren
Sein Teilbereich Mission sei etwas vom Spannendsten überhaupt, sagt Weinhold: «Der Blick über den Tellerrand hinaus tut gut». Die Arbeit bestehe insbesondere darin, mit Partnerkirchen und Missionsgesellschaften einen engen Kontakt zu pflegen. Die Solidarität mit bedrängten und verfolgten Christen werde immer bedeutender. Die Kantonalkirche wolle dabei eine Pionierrolle einnehmen und die Kirchgemeinden und deren Mitglieder sensibilisieren, dass sich die Situation in den letzten Jahren verschärft habe.
Der biblische Missionsauftrag müsse ernst genommen werden, ob in der Heimat oder weit weg: «Wir als Kirche müssen hinstehen und den Menschen, die sich dafür interessieren, unseren Glauben ohne Druck oder Zwang weitervermitteln. Das ist ein legitimes Anliegen.»
«Nicht stehenbleiben»
Wenn es in seinem Ressort um theologische Fragen geht, stünden nicht tagesaktuelle Themen im Vordergrund: «Ich will hauptsächlich Orientierungshilfen geben und zu einem klaren Profil ermutigen.» Damit soll es den Menschen möglich werden, sich im Glauben weiterzuentwickeln. Denn, so ist Weinhold überzeugt: «Wir dürfen nicht stehenbleiben.»
Herzensanliegen
Lukas Weinholds vordringlichstes Anliegen ist es, dass die Kirche «in unseren Dörfern und Städten für andere da sein kann. Wir dürfen uns nicht nur um uns selber drehen. » Mit praktischen diakonischen Projekten «erreichen wir mehr Leute als sonst». Sein Amt als Kirchenrat versteht er als Dienstleistungsaufgabe für Kirchgemeinden. Und: «Wir dürfen nicht in Veranstaltungen denken, sondern müssen in Menschen, vor allem freiwillige Mitarbeitende, investieren.»
(Roman Salzmann)
«Die Kirche soll im Dorf bleiben»