«Das Evangelium sozialer? Es ist schon sozial, wie das nebenstehende Zitat zeigt. Wie steht es aber bei der Kirche und ihren Gliedern? Hier sind neben Gleichgültigkeit und Selbstbezogenheit auch viele Leuchttürme auszumachen. Ich denke an Leute wie Franz von Assisi oder den Flüchtlingspfarrer Paul Vogt und auch daran, wie viele soziale Institutionen von den Kirchen – häufig kirchlichen Randgruppen – gegründet und später vom Staat übernommen wurden. Auch Agathu, die Arbeitsgruppe für Asylsuchende im Thurgau, ist auf kirchliche Initiative hin entstanden. Es war der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, der dazu einlud, im Umfeld des Empfangs- und Verfahrenszentrums Kreuzlingen tätig zu werden, und es war Pfarrer Paul Rutishauser, der den Ball zusammen mit Vroni Zimmermann aufgenommen hat. Die heutigen über 160 Freiwilligen engagieren sich aber aus ganz verschiedenen Motivationen, stehen teils der Kirche fern. Für Einzelpersonen mag es schwierig sein, Geflüchtete zu unterstützen. Darum haben wir eine Liste von Helferkreisen im Kanton erstellt, die auf unserer Webseite www.agathu.ch einsehbar ist. In der Entwicklungszusammenarbeit ist es wichtig, dass neben der Hilfe von Mensch zu Mensch auch die strukturellen Fragen angegangen werden. Hat die Unterentwicklung auch etwas mit unserer Art zu leben und zu wirtschaften zu tun? Ich bin froh, dass Organisationen wie «Brot für alle» solche Fragen aufgreifen, kompetent analysieren und sich nicht scheuen, auch unbequeme Erkenntnisse öffentlich zu machen. Das Evangelium ist sozial. Die Kirche muss sozialer werden.»
Karl Kohli, Kreuzlingen
Die Kirche muss sozialer sein