Der Thurgau im Aargau
Über 100 Studierende kann das TDS Aarau, die Höhere Fachschule Kirche und Soziales, dieses Jahr verzeichnen. Egal ob Jugendarbeiter, Sozialdiakonin, Katechet oder Gemeindeanimatorin – die Vielfalt der Möglichkeiten nach Abschluss ist gross. Letztes Semester reisten jeweils 14 Thurgauerinnen und Thurgauer in den Aargau. Etwas über eine Stunde dauert die Fahrt von Frauenfeld bis Aarau. Eine Reise, die sich anscheinend lohnt.
Neuer Studienabschluss zieht an
Christoph Schwarz ist Rektor am TDS Aarau und freut sich an den vielen Anmeldungen aus dem Thurgau. Für ihn kommt das Interesse nicht von Ungefähr. Er erklärt sich die Zahlen mit der Nachwuchsförderung der Thurgauer Kirchgemeinden. Seit einigen Jahren werden kantonal Finanzen freigesprochen für Ausbildungsstätten im kirchlichen Bereich. So möchte die Kantonalkirche den Nachwuchs gezielt fördern und finanziert einen Anteil an Lohn und Ausbildungskosten. Was nun das TDS Aarau von anderen Ausbildungsstätten unterscheide sei die integrierte Ausbildung von sozialfachlicher und kirchlich-theologischer Qualifikation.
Beliebter Abschluss: Gemeindeanimation
Auf der Ebene Höhere Fachschule wurde zudem ein neuer Beruf geschaffen: Gemeindeanimation. Dieser neue Beruf soll den Bedarf an Personal in der Gemeinwesenarbeit abdecken. Wer diesen Titel erworben hat, arbeitet mit Gruppen oder Einzelpersonen in deren Sozialraum – ob nun in Kultur- oder Seniorenzentren, in Jugendtreffs, Asylprojekten oder in der Arbeit mit Kindern. Mit dem staatlich anerkannten Abschluss des TDS können Absolventinnen und Absolventen sowohl in politischen Gemeinden als auch in säkularen Institutionen und Organisationen tätig sein. Für den Rektor Christoph Schwarz ein klarer Pluspunkt für das TDS Aarau: «Mit dem TDSAbschluss können Absolventen nicht nur innerkirchlich arbeiten, sondern auch im Sozialbereich ausserhalb der Kirche.»
Beliebte Kombination
Genau dieses Päckli von theologischen Fächern und Inhalten aus der Sozialen Arbeit zieht auch Studentin Petra Müller aus Oberneunforn an. Die Thurgauerin studiert im zweiten Studienjahr Sozialdiakonie mit Gemeindeanimation. In ein paar Jahren sieht sie sich in der Arbeit mit Kindern. Bis dahin drückt sie als Vollzeitstudentin die Schulbank und sammelt in einem Sozialpraktikum erste Erfahrungen. Ihre Mitstudentin Manuela Nufer aus Hauptwil geht in eine ähnliche Richtung. Ihr erstes Praktikum hat sie in der Gassenarbeit absolviert. An anderen Schulen hat ihr der Bezug zum Glauben gefehlt. Diese Kombination findet die Teilzeitstudentin am TDS Aarau. Philipp Uebersax aus Frauenfeld hat ebenfalls diesen Studiengang gewählt. Dieser scheint sehr beliebt, besonders wegen der landeskirchlichen Anerkennung. Dies sei nicht bei allen theologischen Ausbildungen der Fall, sagt der Student aus Frauenfeld. «Es ist ein Studiengang, bei dem ich die kirchlichen Titel Katechetik und Sozialdiakon bekomme und vom Staat den Titel Gemeindeanimator HF.» Da Kirche und Staat getrennt sind, erhalten die Studierenden jeweils verschiedene Titel. Für Philipp Uebersax der grosse Pluspunkt am TDS: «So kann ich später offiziell im kirchlichen als auch im sozialen Bereich arbeiten.»
Offene Türen nach Abschluss
Es scheint also einen Zusammenhang zu geben zwischen den vielen Anmeldungen aus dem Thurgau und dem staatlich anerkannten Abschluss. Ob man nun den kirchlichen oder den sozialen Weg wählt, oder sogar beides verbindet, steht den Absolventen frei. Und genau diese Freiheit scheint auch für viele Studierende aus dem Thurgau anziehend.
(Janine Wassmer, 17. September 2019)
Der Thurgau im Aargau