«Der Mensch will leben»
«‹Heute mache ich mir eine Freude. Ich besuche mich selbst. Hoffentlich bin ich zu Hause.› Glücklich ist, wer – wie Karl Valentin – in sich selber ruht! Doch seit Beginn der Corona-Krise prägen andere Gefühle den Alltag: Einsamkeit, Existenzangst, Unsicherheit, Wut, Trauer. Sternstunden feiern derzeit nur die Wissenschafter.
Dabei war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Corona-Virus wieder zuschlägt. Wer sich informieren wollte, der konnte das. Viren sind Gäste auf Erden – wie wir. 2014 absolvierte die Schweizer Armee eine grosse PandemieÜbung. Heute weiss man: Die Erkenntnisse aus dieser Übung wurden nicht alle umgesetzt. Hat da irgendjemand geschlafen? Es ist jetzt gewiss nicht die Zeit für Vorwürfe und Anschuldigungen. Aber diese Zeit könnte noch kommen.
Jetzt schon ist klar, dass uns dieses Virus noch monatelang beschäftigen wird. Wie die Welt nach Corona aussieht, weiss niemand. Ich bin wenig zuversichtlich, dass die Menschheit aus dieser Krise lernt. Ein Faktor ist die Vergesslichkeit. Der Mensch wird weiterhin seinesgleichen und die Tiere quälen. CEOs werden auch künftig unanständig hohe Boni beziehen. Die Diskriminierung der Alten wird nicht verschwinden. ‹Spare in der Zeit, so hast Du in der Not›: Vermutlich eine Fehlanzeige. Sobald die Luft rein ist, werden sie wieder fliegen, obschon eigentlich alle wissen müssten, dass das Virus durch die Vielfliegerei weltweit verbreitet wurde. Man kann es den Leuten nicht verbieten. Sie wollen nur eines: leben statt überleben.»
«Der Mensch will leben»