News aus dem Thurgau

Den Kompass justieren

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24.02.2020
Wie wird «frohes Schaffen» zu mehr als einer Floskel? Dieser Frage geht das Forum christlicher Führungskräfte in Winterthur nach, das wegen der aktuellen Situation rund um das Coronavirus vom 20. März auf den 18. September verschoben wurde. Der Thurgauer Nationalrat Christian Lohr gehört zum Patronatskomitee und spricht im Interview darüber, wie er frohes Schaffen erlebt.

Herr Lohr: Das Tagungsmotto am Forum 2020 lautet «Frohes Schaffen». Es geht um das Spannungsfeld in der Unternehmens- und Politkultur zwischen Lebensglück und Erfolg. Wie erleben Sie Druck und können trotzdem «froh schaffen»?
Natürlich gibt es auch bei mir immer wieder Phasen, in denen ich noch etwas intensiver arbeiten muss. Ich erlebe diese dann aber nicht in erster Linie negativ, da ich es durchaus gerne habe, fokussierter wirken zu können. Konkret heisst dies, dass ich es sehr wohl als ein frohes, befriedigendes Schaffen empfinde, wenn ich mit eigenen Sonderanstrengungen etwas gezielt erreichen beziehungsweise bewirken kann. Es hatte auch damit zu tun, dass ich dabei regelmässig wertvolle eigene Grenzerfahrungen mache. Ich spüre dabei, was ich mir zutrauen kann und was mir möglich ist.

Warum ist es wichtig, dass in das «frohe Schaffen» auch christliche Werte einfliessen?
Für mich gehören Respekt, Anstand, Toleranz, gegenseitige Wertschätzung, Fairness und Solidarität in das Zusammenleben unserer Gemeinschaft. Sie bilden auch die Basis für ein «frohes Schaffen» auf verschiedensten Ebenen. Die wirtschaftliche Tätigkeit ist für mich dabei ebenso abgebildet wie beispielsweise das politische Handeln. Es braucht hierfür nicht neue oder andere Regeln, sondern wir sollten uns immer wieder auch selbstkritisch an den christlichen Werten orientieren. Mich persönlich motiviert es sehr, dass ich auf diesem durchaus auch demütigen Hintergrund sehr oft ein «frohes Schaffen» erlebe.

Warum stehen Sie hinter dem Forum?
Wenn sich Menschen mit vergleichbaren Haltungen treffen, austauschen, bringt das unsere Gesellschaft weiter. Über Erfahrungen zu reden, Einblicke in Lebensläufe und Projekte zu geben, daraus kann Neues entstehen, aber auch Bewährtes gestärkt weiterwachsen wachsen. Den Kompass zu justieren und gerade in der heutigen Zeit unserer Verantwortung gegenüber der Schöpfung wieder vermehrt bewusst zu werden, kann zu einem guten Forum-Resultat werden.

Sie haben auch am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos teilgenommen. Warum ist es wichtig, dass Politiker und Geschäftsleute, die sich auch im christlichen Umfeld bewegen, am WEF dabei sind?
Unsere Einstellung gegenüber der Arbeit, gegenüber der Wirtschaft als Ganzem, ist ja in einem grösseren Kontext zu sehen. Wir müssen eine Vorstellung haben und ein eigentliches Konzept entwickeln, wie wir die Zukunft angehen wollen. Partnerschaftliches, gerechtes Denken, in dem der Mensch auch würdevoll behandelt wird, ist für mich ein zentraler Punkt. Unsere Haltung und Kultur soll darin spürbar einfliessen.


Infos und Anmeldung: www.forum2020.ch


(Interview: Roman Salzmann, Februar 2020)

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