News aus dem Thurgau

«Das gab es an keinem anderen Ort»

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24.02.2020
Das afrikanische Land Simbabwe steht im Mittelpunkt des Weltgebetstags am 6. März. Eva Boss leitet das kantonale Vorbereitungsteam und kann dank ihrer Reisen Erfahrungen einfliessen lassen, die unter die Haut gehen.

Eva Boss ist eine weit gereiste Frau. Nicht nur, dass sie verschiedene Kontinente besucht hat. Sie hat mit ihrer Familie rund sieben Jahre lang auf einem Segelschiff gelebt. «Das Ziel war eigentlich eine Weltumrundung», sagt sie. Doch eine erneute Schwangerschaft sowie der «Verleider », ständig auf so einem engen Raum zu leben, beendeten die Tour. Die beiden älteren Kinder, die beim Start des Segeltrips drei- und vierjährig waren, unterrichtete Eva Boss zu Beginn selber. Im Frühling 1997 schliesslich kam die Familie Boss wieder zurück in die Schweiz. Doch auch jetzt, wo die drei Kinder erwachsen sind, nimmt sich das Ehepaar Boss jedes Jahr eine Auszeit, um zu reisen. «Die Reiselust liegt in der Familie meines Mannes», sagt sie und berichtet von einem Onkel des Mannes, der mit 94 Jahren eine Reise nach Argentinien plant. Nebst dem Mittelmeerraum hat Eva Boss schon Australien wie auch Afrika besucht.

Von Armut geprägtes Land
Afrika ist auch das Stichwort, wenn es um das Land des diesjährigen Weltgebetstages Simbabwe geht. Denn Boss ist seit mehr als zehn Jahren im Vorbereitungsteam für den Weltgebetstag der Evangelischen Kirchgemeinde Aadorf-Aawangen tätig und leitet das kantonale Team. Auf ihren Reisen in Afrika, die sie nach Marokko, Kenia, aber auch nach Namibia und Botswana führten, kam sie 2017 wegen der berühmten Viktoria-Wasserfälle auch ins südöstlich gelegene Simbabwe. «Ich erinnere mich an ein Land, das wegen der Jahrzehnte langen Diktatur von Armut geprägt war, weit mehr, als andere afrikanische Ländern, die ich bereist habe», sagt sie. Ihnen wurde empfohlen, abends das Hotel nicht mehr zu verlassen. «Das gab es an keinem anderen Ort», so Boss.

Auch kamen die Leute betteln, was ungewohnt war. Die Reiseleiter, die ebenfalls aus Simbabwe stammten, bestätigten die desolate Arbeitssituation im Land. Die Menschen müssen oft weit weg, um Arbeit zu finden und oftmals sind die Frauen davon betroffen. Diese sehen ein halbes Jahr lang ihre Familien nicht mehr. Die Männer bleiben zu Hause bei den Kindern und versuchen, dort etwas Geld zu verdienen. Es sei ein Leben im Hier und Jetzt, sagt Boss dazu, obwohl sie einerseits in Afrika wie auch bei der Vorbereitung des aktuellen Weltgebetstages den Eindruck gewonnen hat, dass die Frauen längerfristiger, zukunftsorientierter denken.

Intensive Vorbereitung
Für ihr Engagement nimmt Boss immer wieder Impulse von ihren Reisen mit. Ein Fazit lautet: «Man sollte einen Mix aus verschiedenen Lebensweisen wählen: Einerseits das Hier und Jetzt bewusst leben, aber trotzdem ein Auge auf die Zukunft haben.» Boss, die 16 Jahre lang als Katechetin für die Kirchgemeinde Aadorf- Aawangen tätig war und Mitglied der Synode der Evangelischen Landeskirche Thurgau ist, befasst sich immer intensiv mit dem ausgewählten Land des Weltgebetstages. Gewisse Länder hätten sie überrascht: «Bei Slowenien dachte ich an ein Land mit Kultur, mit Mittelmeeranschluss, modern und aufgeschlossen. Bei der Vorbereitung wurde mir jedoch klar, dass die Menschen dort zum Teil wie vor 50 Jahren leben», sagt Boss. Gerade solche Überlegungen schärfen ihre Sichtweise, wofür sie dankbar ist.


Weitere Informationen: www.wgt.ch


(Claudia Koch, 24. Februar 2020)

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