Das Café «Chez Nathalie» lädt ein
Nathalie Poletti ist Französin. Aus ihrer Heimat hat sie das savoir-vivre, das Wissen um gutes Benehmen und Leben, in die Schweiz mitgebracht. Wer bei ihr vor der Tür steht, sucht vergeblich nach einer Türklingel. Stattdessen darf man wie zu alten Zeiten an einer Glocke ziehen. Die Tür geht auf – und man schaut in Nathalies strahlende Augen: «Komm doch rein! Ich habe gerade frische Crêpes gebacken, willst du mitessen?»
Der Duft strömt verführerisch in die Nase – und schon sitzt man am Küchentisch. Drinnen türmen sich Kinder, Katzen und ein altersschwacher Hund. Manchmal kommt auch ein Huhn herbeigeflattert. Alles eine Mischung aus Petterson und Findus und Bullerbü. Idylle pur. Gastfreundschaft.
Café in der Kirche
Kirche Oberhofen: Wer am Sonntagmorgen die Kirche betritt, bekommt ein liebevolles «Guten Morgen» sowie ein fröhliches Lächeln oder ein liebes Wort zugeworfen. Von Nathalie, dem Pfarrehepaar oder anderen. Nach dem Gottesdienst lässt man sich gemütlich auf dem Omasessel oder dem Sofa im Cafébereich nieder, steht mit anderen am Stehtisch oder bleibt gleich in der Kirchenbank sitzen, wo spezielle Tischkonstruktionen eingehakt sind, damit man sich gut zu zweit oder zu viert unterhalten und dabei die Kaffeetasse abstellen kann.
Manchmal gibt es auch feine Guetzli oder andere Köstlichkeiten, die Nathalie oder andere aus der Gemeinde gezaubert haben. Frauen aus dem Kaffeeteam laufen mit einem Tablett herum und bieten Menschen, die ins Gespräch vertieft sind, duftenden Kaffee, Tee oder Most an. Auch ein paar Kinder finden Gefallen daran, Kaffee zu servieren. Was es immer gibt: eine strahlende Nathalie, die eine Blechdose mit der Aufschrift «Servezvous », «Bedienen Sie sich», herumreicht und alle mit «Schöggeli» versorgt. Es ist jeden Sonntag ein buntes Treiben mit viel Lachen, Freude und Tiefgang.
Entstehung des Cafés
Vor etwa drei Jahren machte sich der Kirchenvorstand Gedanken darüber, wie Kirche attraktiver werden kann. Zu dem Konzept des modernen Gottesdienstes gehören nicht nur zeitgemässe Musik und Bands sowie neue Technik und ein Technikteam, sondern auch ein Café in der Kirche, um eine Willkommensatmosphäre und mehr Gastfreundschaft leben zu können. Nathalie war sofort Feuer und Flamme, und der Funke sprang auf alle im Kirchenvorstand über.
Zwei Tage später hatte der Ressortleiter Liegenschaften, Daniel Tschannen, bereits die Bänke herausgerissen. Kirchenvorstandsmitglied Samuel Richard bot an, die Möbel seiner verstorbenen Mutter dem Café in der Kirche zur Verfügung zu stellen. Zwei Tage später stand ein komplettes Wohnzimmer in der Kirche. Nathalie gestaltete den Raum mit Dekomaterial und stilvollen «Gemütlichmachern» – ergänzt mit kalligrafisch gestalteten Tafeln mit Bibelsprüchen der Künstlerin Gaby Kadar. So entstand ein gemütliches Café, das nach dem Gottesdienst zum Verweilen einlädt.
Ein Traum wurde wahr
Neu im Café ist, dass auf Anregung junger Mütter noch ein Spielbereich in das Café integriert wurde, der jungen Eltern mit Kleinkindern ermöglicht, am Gottesdienst teilzunehmen. Aufgrund der Gastfreundschaft ihrer Grossmutter hatte Nathalie schon als Kind den Wunsch, ein eigenes Café zu eröffnen, in dem sich alle wohlfühlen. So ist Nathalies Traum mit «Chez Nathalie» in Erfüllung gegangen: «Es ist ein Geschenk. Ein Café in der Kirche – und Gott mittendrin! Ich bin einfach nur dankbar.»
Gastfreundschaft
Der gesamte Lebensstil von Jesus war einladend und den Menschen zugewandt. Da er auch Aussenseiter willkommen hiess, galt er als «Freund von Schlemmern und Säufern» (Mt. 11,19).
Leben Kirchgemeinden diese Willkommenskultur? Wer lädt Neue, Familien, Flüchtlinge, Einsame ein? Wer spricht nach dem Gottesdienst mit unbekannten Menschen? Es gibt sogar Schweizer Neuzuzüger, die bereits seit Jahren im Dorf leben, die Kirche besuchen und noch von keinem Gemeindemitglied eingeladen wurden. Wie wäre es, nächsten Sonntag jemanden aus der Gemeinde einzuladen, der noch nie eingeladen worden ist?
Diesbezüglich sind auch Frauen wie Lydia und Maria grosse Vorbilder. Die eine fährt ein Menü à la Gault Millau auf, um den beiden Gästen etwas Gutes zu tun, die andere setzt sich einfach chillig zu Füssen von Jesus, um ihm zuzuhören. Beides ist Gastfreundschaft.
Auch Jamila aus Märstetten hat eine klare Vorstellung von Gastfreundschaft: Sie hat mit ihrer Zeichnung am Kinder-Malwettbewerb des Kirchenboten teilgenommen und gewonnen. Als Belohnung fährt sie ins Conny-Land in Lipperswil.
Gastfreundschaft: Alle Kinderzeichnungen entdecken
Das Café «Chez Nathalie» lädt ein