Blog: Samuel Kienast berichtet aus Sabah
21.-22.September: Abschluss am Fuss des Mount Kinabalu
Zum Abschluss unserer Zeit in Sabah bringen uns Bischof James und seine Frau Conny nach Kundasang an den Fuss des Mount Kinabalu mit seinen stolzen 4095 Metern überm Meer.
Der Berg will sich uns zwar nicht wirklich zeigen: Im Nationalpark am Fuss des Berges schüttet es wie aus Kübeln, so dass wir den Trail durch den Regenwald mit den Orchideen leider auslassen müssen. Auch am nächsten Morgen verhüllen Wolken den Gipfel.
Dafür geniessen wir das kirchliche Ferienzentrum Jabez und diskuieren nochmals ausführlich mit James über alles mögliche.
Die Zeit in Sabah hat uns beide sehr inspiriert. Es ist beeindruckend wie selbstbewusst und innovativ die Kirchen hier tätig sind. Ihr aktives Pflegen der Beziehung zu den Moslems, ihre bewusste Präsenz im Alltag (sichtbares Gebet im Restaurant, deutlich angeschriebene Kirchen und riesige Kreuze überall), ihr soziales Wirken und ihre Bemühungen um nachhaltige Wirtschaftlichkeit hat mich bewegt und beeindruckt.
Die Spuren der Schweizer Missionare überall zu sehen: „Basel“ steht an vielen Kirchen. Die Wurzeln in der Basler Mission sind sich die Christen hier positiv bewusst und sie werden gerne gepflegt. Und in der PCS-Kirche im Norden ist die Dankbarkeit für ihren ersten Missionar Heinrich Honegger und damit die Verbundenheit mit dem Thurgau gross.
Wir haben uns sehr gefreut, dass wir diese historisch begründete Beziehung von unserer Seite her pflegen und erleben durften. Ich hoffe sehr, dass wir uns in der Thurgauer Kirche weiterhin davon bereichern lassen können und weitere Menschen aus dem Thurgau nach Sabah reisen.
Nun sitze ich im Flughafen von Kota Kinabalu und warte auf den Flug nach Singapur. Herzlichen Dank für alles Interesse - und villeicht reisen wir ja in Zukunft einmal gemeinsam nach Sabah...
_________________________________________________________________________
18. bis 20. September, PCS Kirche in Kudat die Kirche mit den Wurzeln in Thurgau
Diese Tage verbrachten wir mit derjenigen Kirche, welche am Ursprung unsere Beziehung und Partnerschaft mit Sabah liegt. 1951, vor 70 Jahren, baten die indigenen Rungus im Norden von Sabah um Missionare, weil sie Christen werden wollten. Das Pfarrehepaar Honegger aus dem Thurgau folgte dem Ruf und lebte für einige Jahre im dazumal noch tiefsten Dschungel im Norden von Sabah.
Die Rungus lebten damals in Gemeinschaften von bis zu 500 Personen zusammen in einem großen Langhaus, mit einem langgezogenen Gemeinschaftsraum und bist du 50 kleinen Räumen - für jede Familie einen
Pastor Honegger lief stundenlang auf Dschungelpfaden oder fuhr mit dem Boot zu den verschiedenen Stämmen im Urwald. Die Menschen hier erinnern sich noch sehr lebendig an ihren ersten Missionaren. Besonders ist in Erinnerung geblieben, dass er ihre Kleidung trug, ihre Bräuche wertschätzte und ganz schnell ihre Sprache lernte.
Nach wenigen Jahren und dem Einsatz auch andere Missionare, wendeten sich 80% der Rungus dem christlichen Glauben zu. Heute hat die PCS (Protestant Church of Sabah) 350 Kirchgemeinden, 40’000 Mitglieder und 190 Pastoren und Pastorinnen. Im Norden von Sabah sind die große Mehrheit der Menschen Christen. Am Ursprung dieser Geschichte steht das Pfarrer Ehepaar Honegger aus dem Thurgau und ihr Glauben an den Gott der Liebe auch für die Rungus.
Warmherzige Begegnungen
In der PCS Kirche rund um Kudat begegneten wir vielen Menschen die uns mit Liebe und großer Freude willkommen hiessen. Die Kirchenleitung mit Bischof Justin und seinem Team führte uns unermüdlich zu verschiedenen Projekten und Kirchen.
Der Höhepunkt war der Begegnungsabend mit den Jugendlichen in Kudat. Wir erzählten von der Schweiz und der uns verbindende Missionsgeschichte. Wir sangen und tanzten zusammen und beteten füreinander. Zum Abschluss gab es natürlich die obligaten Fotos in ganz unterschiedlichen Formationen. Ein herzerwärmender Abend mit wunderbaren Begegnungen.
Teenagerhäuser zur Stärkung des Glaubens
Die christliche Kirche im Norden von Sabah steht unter großem gesellschaftlichen Druck. Besser gestellte Posten in der Regierung, Ausbildungsstipendien und sogar Familiengeld gibt es nur für Muslime. In den staatlich geführten Schulen ist der Islamunterricht obligatorisch. Da viele der Dörfer der Rungus weit entfernt von den Zentren liegen, müssen die Jugendlichen für ihre Schulbildung in Schulheime ziehen. Wenn diese islamisch geführt sind, führt dies zusammen mit dem gesellschaftlichen Druck oft dazu dass die jungen Menschen ihren christlichen Glauben aufgeben und Muslime werden. Darum führt die PCS verschiedene Schulheime, damit die Jugendlichen in einem christlichen Umfeld aufwachsen können. Warmherzige Hauseltern begleiten bis zu 40 Jugendliche durch die 4 Jahre ihrer Oberstufenzeit. Eine herausfordernde Aufgabe. Wir durften 2 dieser Heime besuchen.
Finanzielle Herausforderungen und ökonomische Entwicklung der Kirchen
Die meisten Rungus Familien leben in ländlicher Umgebung und haben sehr eingeschränkte finanzielle Mittel. Die Finanzierung ihres Kirchenlebens und ihre Projekte ist darum eine große Herausforderung für die PCS Kirche. Die Pastoren erhalten oft nur 500 bis 800 Ringgit im Monat von ihren Gemeinden (rund 100 Franken - bei einem Mindestlohn von 1500 Ringgit in Malaysia). Mehr könnten die Gemeinden nicht aufbringen.
Die Kirchenleitung hat darum verschiedene Projekte angestoßen die in Zukunft Erträge einbringen sollen. Landwirtschaftliche Bio-Betriebe mit Chili, Auberginen, Palmöl aber auch Fischzucht und Tierhaltung sollen die finanzielle Zukunft sichern. Auch in den Schulheimen und in der theologischen Ausbildungsstätte wird den Kindern und Studierenden landwirtschaftliches Wissen vermittelt. Ein Kunstzentrum für Frauen sorgt für die wirtschaftliche Entwicklung der Frauen.
Viele Laien im Einsatz
Die Lebendigkeit und die vielen Projekte dieser Kirche ist letztendlich nur möglich durch den Einsatz unzähliger Laien, die ihren Dienst unentgeltlich und mit großer Begeisterung leisten.
Wir sind beeindruckt und berührt von der Begegnung mit dieser vitalen Kirche in schwierigem Umfeld, welche trotz allem zuversichtlich und voller Glauben in die Zukunft blickt. Und wir freuen uns darüber, was der treue Einsatz eines Thurgauer Pfarr-Ehepaars in der Ferne bewirkt hat.
Einmal mehr wunderschöne Natur
Bei einem Besuch in Kudat darf der „Tip of Borneo“ nicht fehlen. Am nördlichsten Teil der Insel hat es wunderschöne Felsformationen und einen weiten Blick über das Meer auf die Inseln. Ein toller Ausflug.
____________________________________________________________
Sonntag, 17.September – Gottesdienst der Jugend
Es ist Sonntag heute – natürlich besuchen wir den Gottesdienst. Die Canaanland-Gemeinde ist eine moderne, englischsprachige BCCM-Kirche in einem Industriegebäude. Nur der kleine weisse Kragen der Pastorin Sharon und der Dekanin (einmal mehr zwei Frauen), sowie ein paar wenige, liturgische Elemente erinnern daran, dass wir uns in einer Kirche befinden, die dem Lutherischen Weltbund angehört. Die BCCM hat halt eben auch reformierte Wurzeln… Auch in der Band sind 4 Frauen und ein Mann.
Heute ist Jugend-Sonntag. Das bedeutet, dass die Jugendlichen der Kirche den Sonntag gestalten. Dennoch darf auch ich etwas sagen. Ich bringe Grüsse aus der Schweiz und erinnere daran, dass unser Land ursprünglich auf dem Fundament des christlichen Glaubens gegründet wurde – darum auch das Kreuz auf der Flagge. Auch wenn sie als christliche Minderheit in einem ganz eine anderen politischen Umfeld leben, ruft die Bibel uns alle dazu auf, den Glauben an Jesus Christus zu unserem Lebensfundament zu machen.
Die Predigt hält dann ein noch nicht 20jähriger. Er macht das sehr anregend mit seinem jugendlichen Elan.
Es ist immer eine grosse Freude, wenn man in so internationaler Art die weltweite Kirche erleben und feiern kann, dass wir über alle Unterschiede weg in Glauben tief verbunden sind.
Schöne Autos, ein Sonnenuntergang und ein modernes Einkaufszentrum
Am Nachmittag und Abend geniessen wir den Sonntag aus vollen Zügen. Zur Feier des Malaysia-Tages (60 Jahre Zusammenschluss von Malay, Sabah und Sarawak) fahren Autofans ihre heissen Schlitten auf einen grossen Parkplatz. Für das Erdöl- und Autoland Malaysia
In Sabah ist die indigene Kirche die Zukunft. Die Chinesen werden prozentmässig immer weniger und der islamische Einfluss wird zunehmen. Da braucht es indigene Kirchen, die selbstbewusst und wirtschaftlich gut aufgestellt sind.
Der Bischof wird bald pensioniert werden. Um so wichtiger ist es, dass er eine starke Kirche weitergeben kann. Zitat von ihm: «Ein guter Leiter schaut immer, dass Nachfolger aufbaut, die besser sind als er selber.»
Weise bischöfliche Leiterschaft
Bischof James Wong beeindruckt uns immer wieder mit seiner Leidenschaft, seinen Visionen und seinem weisen Leitungsstil. In seiner Person verbindet er das wirtschaftliche Denken der Chinesen, die Weltoffenheit seiner Ausbildung in Singapore und das Herz und die Leidenschaft der indigenen Kirche.
Er ist tief überzeugt vom wirtschaftlichen Auftrag der Kirchen. Nur wenn wir auch unsere ökonomischen Fähigkeiten ausschöpfen, sind wir auch langfristig überlebensfähig. Darum liegt ihm auch die ökonomische Entwicklung der indigenen Malay-, Rungu- und Murut-Kirchen so am Herzen. Ihr grosser Glaube muss verbunden werden mit gutem Wirtschaften. Traditionell trauen sie sich wenig zu, da sie immer ärmer waren als die Chinesen und auch weniger Zugang zu guter Bildung haben. Da braucht es Ermutigung und Unterstützung, dass sie ihr grosses Potential in der Landwirtschaft und im Tourismus auch nutzen. Gute Hilfe gibt Wertvolleres als Geld. Sie will bevollmächtigen statt nur helfen.
Bischof James definiert ökonomische Entwicklung in vier Schritten:
- Fähigkeiten & Wissen vermitteln – das ist am einfachsten und kostet am wenigsten
- Mit den Menschen unterwegs sein – wie Jesus die Jünger nach Emmaus begleitete, bis sie erkannten, wer er war und Hoffnung für die Zukunft schöpften. (Lukas 24,13ff)
- Einen Markt für die Produkte schaffen – wenn Produkte hergestellt werden, die nicht verkauft werden können, ist das frustrierend und nicht zielführend.
- Jüngerschaft – wir brauchen starke und reife Menschen, die fähig sind, die Kirche in die Zukunft zu begleiten.
______________________________________________________________________________
Samstag, 16.September – Naturschönheit und perfekte Organisation
Heute «schickte» uns Bischof Wong auf die Inseln direkt vor Kota Kinabalu. Nach 15 min Fahrt mit dem Schnellboot wähnt man sich in einer Schweizer Seebadi – der Sandstrand, die Palmen und das türkise Wasser sehen zwar eher aus wie die Karibik. Heute ist Nationalfeiertag der Vereinigung von Malay, Sabah und Sarawak zu Malaysia vor 60 Jahren. Darum sind viele Familien hier am Baden.
Sabah zeigt sich von seiner besten Seite: Alles ist perfekt organisiert, sauber und sicher. Ein wunderschöner Tag für uns.
__________________________________________________________
Freitag, 15.September – STS – Sabah Thelogical Seminary
Das theologische Seminar von Sabah ist wunderbar gelegen in den Hügeln über Kota Kinabalu. Auf dem Gelände der früheren Missionsschule der Basler Mission mit Kapelle wurde 1988 die theologische Ausbildungsstätte für die Kirchen in Sabah gegründet. 35 Jahre später werden 2300 Studierende in den Sprachen Malay, Chinesisch und Englisch unterrichtet – 800 vor Ort und 1500 online.
Das Seminar spielt eine wichtige Rolle in der Einheit und Gemeinschaft der verschiedenen Volksgruppen und Kirchen in Sabah. In der Ausbildung begegnen sie einander und lernen einander zu schätzen. Über Zoom erhalten auch Studierende aus anderen Ländern eine Ausbildungsmöglichkeit (u.a.Festland Malaysia, Indonesien HongKong, China). Unter den Lehrenden ist unter anderem schon seit über 20 Jahren der Schweizer Daniel Gloor.
Der jetzige (interims-) Principal und Gründervater Dr. Thu begrüsste mich in seinem Büro und wir hatten eine höchst inspirierende Zeit miteinander. Der 77-jährige sprüht noch immer vor Energie und ist leidenschaftlich für das STS engagiert. Es ist ihm ein grosses Anliegen, dass das STS in den Kirchen vor Ort auf die bestmögliche Weise dient. Darum investiert sich das Seminar nicht nur in der theologischen Ausbildung, sondern begleitet die jungen Studierenden auch in ihrem Wachstum als kirchliche Leitende und fördert und unterstützt die Kirchen in ihrer ökonomischen Entwicklung. Im Studium ist das u.a. ganz praktisch möglich indem Frauen von Studierenden durch das Herstellen von Schmuck Geld verdienen können. Dieser ganzheitliche Ansatz ist wohl eine der Grundlagen, wieso die Kirche von Sabah so dynamisch unterwegs ist.
Zum Studium gehört es, dass die Studierenden im ersten Jahr an den Sonntagen die Gottesdienste von ganz unterschiedlichen Kirchen der verschiedenen Denominationen besuchen. Im 2.-4.Jahr predigen sie in diversen Kirchen und wenden damit ihr Gelerntes ganz konkret an. Die Ausbildungsstätte ist eng mit den Kirchen verknüpft und will die Studierenden optimal auf ihre Aufgaben in den Gemeinden vorbereiten.
Die Beziehung zur Regierung ist immer ein Drahtseilakt. Es ist wichtig, dass das christliche Seminar von ihnen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung empfunden wird. Darum pflegte Dr Thu über all die Jahre die Verbindung zur Regierung aktiv. «Wenn man Menschen respektiert, respektieren sie einen auch», meint er dazu.
Dr Thu dankt unsere Kirche für alle Unterstützung und bittet, dass wir für sie beten.
1) Dass die Studierenden zu gesunder Leiterschaft begleitet werden können. Besonders die indigenen Christen kommen oft aus armen Verhältnissen mit wenig Bildung und schwachem Selbstvertrauen. Sie machen aber 85% der Kirchen von Sabah aus. Sie sollen durch ihr Studium zu selbstbewussten und fähigen Leitenden werden.
2) Ist die Finanzierung immer wieder ein grosses Anliegen. Viele der Indigenen können die Studiengebühren nicht bezahlen. Da sind auch Patenschaften von Übersee eine grosse Hilfe.
Das STS mit seinen engagierten und leidenschaftlichen Leitenden und Unterrichtenden hat mich tief berührt. In einer herausfordernden politischen Umgebung ermöglichen sie eine fröhliche, selbstbewusste und kompetente Ausbildung im Vertrauen auf unseren grossen Gott, in der Nachfolge von Jesus Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes.
Besuch auf der Doulos Hope
Über den Insta-Beitrag eines Freundes ist Simon darauf aufmerksam geworden, dass die Doulos Hope im Moment in Kota Kinabalu ankert. Dank dieser Beziehung kamen wir in den Genuss einer Führung zu der sich auch der Schweizer Direktor des Schiffes Nathan Schmutz gesellte.
Die Doulas Hope wurde erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommen und lief Kota Kinabalu als dritte Station an. Auf dem Schiff befindet sich ein grosser Buchladen mit günstigen Büchern – christliche und säkulare. Teams der Doulos sind in den Kirchen unterwegs und ermutigen und unterstützen sie in ihrer Arbeit. 200 lokale Mitarbeitende der diversen Kirchen unterstützen sie dabei. Die Menschen an den Einsatzstätten werden aber auch ganz praktisch mit sozialdiakonischen Einsätzen.
Wie schön, dass wir als «Nebenprodukt» unseres Sabah-Besuch auch die Doulos Hope besuchen durften.
_________________________________________________________________________________________
Mittwoch, 13.September
Batu Punggul - Ein Felsen im Regenwald
Ein Besuch auf Sabah lohnt sich auch wegen der wunderbaren Natur. Zum Beispiel der Batu Punggul – ein 220m hoher Felsstumpf im Regenwald bei Sapulut. David nimmt mich zusammen mit einem Reisenden aus England und seinem Guide mit auf die spektakuläre Besteigung. Etwas Nervengekitzel bringt das schon mit sich – aber die Aussicht belohnt für alles!
Wir übernachten im Cecil homestay – dem ehemaligen Kirchgemeindehaus der Missionsstation. Bis vor wenigen Jahren konnte man die Region nur mit dem Boot erreichen. Darum steht die Kirche und angrenzende Gebäude strategisch gut am Zusammenfluss zweier Flüsse. Nun kehren hier seit einem guten Jahr Reisende, Motorradfahrer und Gäste ein. Eine gute Gelegenheit, als Kirche gastfreundlich zu sein und etwas Einkommen zu generieren.
Die Gegend ist touristisch attraktiv mit dem Regenwald, dem Bantu Punggul, dem Maliau-Becken und der nahen Grenze zu Indonesion, die in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird, da Indonesion daran ist, die administrative Hauptstadt von Jakarta auf die Insel Kalimantan (Borneo) zu verlegen. In der Region Sapulut werden darum breite und grosse Strassen gebaut.
Vor- und Nachnamen – das muss nicht so sein
Malayen kennen eigentlich keine Vor- und Nachnamen. Jedes Kind kriegt den eigenen Namen – und dazu noch den Namen des Vaters angehängt. So heisst man sein ganzes Leben lang. Auch eine Hochzeit ändert nichts daran. Darum wird in internationalen Formularen der Name des Vaters oft einfach zum Nachnamen…
________________________________________________________________________
Dienstag, 12.September - Bevollmächtigte Frauen und eine wunderbare Reise ins Hinterland
Erst zwei Tage sind wir hier und wir haben schon viele wunderbare Frauen in leitender Verantwortung in der Kirche von Sabah getroffen. Schulleiterinnen, Lehrerinnen, Pastorinnen und heute die 36-jährige Kirchenpräsidentin Arlen in der Murut-Kirche von Sapulut. Vor 47 Jahren war ihr Grossvater der erste Christ in der Region. Unterdessen gibt es 14 lebendige Kirchen in der Gegend.
Dies scheint mir ein Zeichen einen lebendigen Kirche zu sein, die junge Frauen fördert und ermutigt, Verantwortung zu übernehmen. Die Kirche hat hier eine Vorreiterrolle inne. Die Gesellschaft ausserhalb der Kirchen ist zumindest in der Murut-Region sehr traditionell und männerorientiert. Wunderbar, dass die Frauen ihre Gaben in der Kirche einbringen können.
Die 3-stündige Reise ins Innere von Sabah führte durch wunderbare Natur mit sanften Hügeln und kurvigen Strassen in die Region der Stämme, die noch vor wenigen Jahren zu den letzten Kopfjägern gehörten. Auf dem Vorbeiweg besuchten wir in Keringau eine weitere Schule für indonesische Migrationskinder.
Unser Begleiter für diese Tage ist Rev. David, ein indischstämmiger Malaye vom Festland, der seit 10 Jahren in dieser Region als Missionar dient. Er gab uns viel Interessantes über die Menschen, die Region und die Aktivitäten der Kirche weiter.
Neue Geschmackserfahrungen - Ein Segen an Früchten…!
Wer denkt, er hätte schon alle Geschmacksrichtungen probiert, war noch nie in Sabah! Nicht allein, weil hier gekocht wird auf Malay-Art, Indisch, Chinesisch, Seafood und je nach Region unterschiedlich - Auch bei den Früchten gibt es Neues zu entdecken: Rambutan, Mangosteen, Duku, Tarap und die legendären (stinkenden) Durians. Heute wurde im Cecil homestay zu unseren Ehren ein Nachtessen auf Murut-Art gekocht.
______________________________________________________________
Eindrückliche Frauenarbeit
Unser Zimmer grenzt an das Büro des «women ministry» - der Frauenarbeit der Kirche. So lag es nahe, dass sie uns gleich am Morgen ihre Arbeit vorstellten: Frauenpower vom Feinsten!
Die leitenden Frauen Sampoi, Muliani und Irene berichteten von ihrem Einsatz gegen sexuelle Gewalt an Frauen und Kindern. Besonders im traditionellen Inneren des Landes erfahren viele Frauen und Kinder Gewalt und sexuellen Missbrauch, häufig in Kombination mit Alkoholmissbrauch der Täter. Seit 2009 engagiert sich ihre Organisation in der Aufklärung und im Dialog mit den Dorfgemeinschaften, der Polizei, den Schulen, Spitälern und auch dem Gericht. Sie informieren über Hilfen, Unterstützung, Verantwortung und Auswege aus der Gewalt.
Die Frauen werden zudem zum Herstellen von einheimischen Flechtprodukten ermutigt, damit sie sich ein eigenes Einkommen und damit Selbständigkeit erarbeiten können.
Unterdessen hat die Organisation einen so guten Ruf, dass ihre Trainings als offizielle Ausbildung für Regierungsbeauftragte gegen sexuelle Gewalt gilt. Es gibt dazu eine fruchtbare und gut funktionierende Zusammenarbeit mit Moslems, die das gleiche Anliegen teilen.
Einen grossen Erfolg verbuchten sie, als sie einen 40jährigen Mann vor Gericht brachten, der ein 13jähriges Mädchen (zwangs-) heiratete. Das Gericht verurteilte den Mann zu einer Gefängnisstrafe und schützte das Mädchen.
Ihre grösste Herausforderung ist die Finanzierung der vielen Projekte, da viele der Frauen, welche teilnehmen, kaum Einkommen haben und darum auch nicht viel Geld generiert werden kann.
Das Motto der Kirchenarbeit steht im Kolosserbrief 2,2-3: «damit ihre Herzen getröstet seien und in Liebe verbunden und es in allem zu umfassender Einsicht komme, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes: Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind.»
Die Begegnung mit diesen Frauen hinterlässt einen tiefen Eindruck bei mir. Als christliche Minderheit (40% Christen auf Sabah – 60% Moslem) geben sie sich selbstbewusst und aktiv in einer wichtigen Angelegenheit in der Gesellschaft ein und haben sich damit die Achtung der mehrheitlich islamischen Regierung erarbeitet. Sie wirken als Licht und Salz in der Gesellschaft und verstecken sich nicht. Und sie stärken mit ihrer Zusammenarbeit diejenigen muslimischen Menschen, denen ein gutes Zusammenleben wichtig ist.
Grace centre - Schule für Migrantenkinder aus Indonesien
In Sabah leben viele Menschen aus dem benachbarten Indonesien, weil die Löhne hier höher sind und in den Plantagen und auf dem Bau Arbeitskräfte gebraucht werden. Wer solche Arbeitnehmer anstellt, wird von der Regierung verpflichtet, deren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Es gibt aber auch viele, die selbständig durch irgendwelche Arbeiten Geld zu verdienen suchen. Deren Kinder dürfen nicht in die malayischen Schulen.
Vor gut 10 Jahren fiel einem Pastor der BCCM-Kirche auf, dass viele Kinder auf einem Abfallberg nach Brauchbarem suchen. Als er sie fragte, wieso sie nicht in der Schule sind, realisierte er die grosse Not dieser Kinder. Die Kirche startete darum eine Schule für indonesische Migrantenkinder. Heute sind es über Sabah verteilt 5 Schulen, welche 9 Jahre Schulbildung ermöglichen.
Durch die Zusammenarbeit mit dem indonesischen Erziehungsministerium haben die Kinder am Ende einen offiziellen, indonesischen Schulabschluss und können weiterführende Schulen besuchen. Einige davon haben unterdessen schon einen Universitätsabschluss!
Leider fehlt immer wieder das Geld zur Unterstützung von Kindern, welche ihre Schulgebühren nicht bezahlen können. Die Schulleiterin Jollify drückt dann zwar immer mal wieder beide Augen zu, aber das Geld fehlt dann halt doch. Gerne würden sie auch ein Chemielabor einrichten, aber auch dazu fehlen die Finanzen.
Es ist ermutigend zu sehen, wie sich die BCCM-Kirche für diese benachteiligten Kinder einsetzt und ihnen Bildungschancen gibt.
Montag 11.September, frühmorgens – Ankunft in Kota Kinabalu, Sabah
«Allahu akbar – Gott ist gross» - so werden wir um 4.30 Uhr vom Muezzin in der nahen Moschee nach einer ultrakurzen Nacht geweckt und daran erinnert, dass wir in einem grossteils islamisch geprägten Land angekommen sind.
Mitten in der Nacht um 1.30 Uhr landete unser Flugzeug von Manila kommend in Kota Kinabalu, der Hauptstadt von Sabah. Pastor Tony holte uns zu dieser frühen Morgenstunde ab und fuhr uns zur Unterkunft im Komplex der Kirche. Die Nacht wurde dann aber eben durch den Gesang des Muezzin etwas abgekürzt…
Informationen zu Sabah gibt es auf der Wikipedia-Seite und im Kurzfilm zur letzten Sabah-Reise der Kantonalkirche 2018.
-- Zuerst die Salomonen... --
Vor der Reise nach Sabah darf ich zuerst noch meine Schwester und ihre Familie in Honiara auf den Salomon-Inseln besuchen. Seit zehn Jahren leiten sie hier eine Base von YWAM (Jugend mit einer Mission). Mitten im Slum ermöglichen sie jungen Menschen ihren Glauben zu vertiefen und befähigen sie, wie sie den Menschen auf den Salomonen und darüber hinaus dienen können.
Es ist erschütternd, wie ungleich verteilt die Chancen auf freie Lebensgestaltung auf unserem Globus verteilt sind. Während junge Menschen in unseren Breitengraden ob der immensen Vielfalt von Möglichkeiten an Ausbildung und Lebenswegen überfordert sind, haben die meisten jungen Menschen auf den Salomonen kaum andere Perspektiven, als als Selbstversorger im kleinen Umfeld ihres Dorfes zu leben. Was für uns vielleicht romantisch klingt, bedeutet für viele harter Überlebensalltag. Ohne sauberes Trinkwasser, ohne Strom und vielerorts auch ohne Strassen leben sie ein sehr eingeschränktes Leben, das nur allzuschnell durch Krankheit oder Unglücksfälle komplett aus den Fugen gerät.
Auf der Base begegnen sie jungen Menschen von anderen Inseln, pflegen eine solidarische Form des Zusammenlebens und schöpfen Kraft aus dem gemeinsam gelebten Glauben. In Einsätzen der Nächstenliebe erleben sie, wie auch sie für andere einen Unterschied machen können und unterstützen Dorfgemeinschaften in Projekten für sauberes Trinkwasser und weitere Entwicklungsmöglichkeiten.
Es ist berührend diesen Menschen und ihrer Lebenswelt zu begegnen. Viele haben kaum Kommunikationsmöglichkeiten mit ihren Familien auf den Inseln. Eine Reise nach Hause dauert Tage und kostet mehr als sie sich leisten können. Während ich täglich mit meiner Familie in der Schweiz telefoniere, haben viele von ihnen vor Monaten zum letzten mal Kontakt mit ihren Familien gehabt. Und doch verbindet uns sehr viel. Auch junge Menschen auf den Salomonen haben Träume und Wünsche für ihr Leben. Wir können uns austauschen und miteinander Glauben leben, miteinander singen, beten und die Bibel lesen. Auf der Base werden sie ermutigt und bevollmächtigt, ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Ich bin reich gesegnet durch die warmen Begegnungen, das gemeinsame Arbeiten und wunderbare Singen, bei dem man sich mitten in einem fulminanten Gospelchor wähnt...
Nun geht es weiter nach Sabah - dem eigentlichen Inhalt dieses Blogs. Ich bin gespannt, was die Zeit dort bringen wird.
-- Verbindung nach Sabah --
Ende Juni wirkte der Basel Youth Choir aus Sabah (Malaysia) unter Begleitung von Bischof James Wong in verschiedenen Thurgauer Gottesdiensten und Veranstaltungen mit. Die Kirche BCCM (Basel Christian Church of Malaysia) des Bischofs ist seit den 1950er Jahren durch das Gründer-Missionsehepaar Honegger mit der Thurgauer Landeskirche verbunden. Der Frauenfelder Pfarrer Samuel Kienast, der 2018 schonmal in Sabah war, reist im September erneut nach Asien. Im Blog nimmt er alle Interessierten mit auf Entdeckungstour.
Die Auftritte des malaysischen Jugendchors und Interviews mit Bischof James Wong können in den folgenden Videos nacherlebt werden:
Blog: Samuel Kienast berichtet aus Sabah