News aus dem Thurgau

Bedürfnis ist zweifelsfrei vorhanden

von Georg Stelzner
min
05.05.2024
In Altnau und Weinfelden gibt es bereits ein Gnusshüsli, in Romanshorn entsteht jetzt ein drittes. In der Hafenstadt spannen die evangelische und die katholische Kirchgemeinde bei der Realisierung des Caritas-Projekts zusammen.

In einem Gnusshüsli können einwandfreie Lebensmittel, die nahe am Verbrauchsdatum liegen oder übriggeblieben sind, anonym und kostenlos bezogen werden. Ausgenommen sind Fleischwaren und alkoholische Getränke. Das niederschwellige Angebot richtet sich an bedürftige Menschen, ungeachtet ihrer Konfession und Religion.

Das Gros der Lebensmittel stellt die Stiftung Schweizer Tafel zu Verfügung, angenommen werden aber auch Esswaren von Detailhändlern, Landwirten und Privatpersonen. Durch die tägliche Kontrolle und Reinigung wird sichergestellt, dass das Gnusshüsli den gängigen Standards bezüglich Hygiene und Lebensmittelqualität entspricht.

Seit einem Jahr in Betrieb

Ein Jahr, nachdem in Altnau und Weinfelden die ersten, von der Caritas Thurgau und dem Pastoralraum Thurgau Mitte initiierten Gnusshüsli eröffnet worden sind, zieht Susanne Braun, die Projektverantwortliche von der Caritas, eine erste Bilanz. Man könne von einem Erfolg sprechen, sagt sie und zeigt sich vom Interesse wenig überrascht: «Wir haben damit gerechnet, weil wir wissen, dass es viele Leute gibt, die an oder unter der Armutsgrenze leben.»

In Altnau arbeitet man mit dem Gemeinnützigen Verein zusammen, in Weinfelden mit der Stiftung St. Franziskus, dem Centro Culturale Italiano und der katholischen Kirchgemeinde. Laut Braun herrscht in Weinfelden vor allem bei der Anlieferung der Lebensmittel jeweils ein grosser Andrang, in Altnau kämen die Leute gleichmässig über den ganzen Tag verteilt. Die Projektverantwortliche hofft, dass die positive Startphase dazu animieren wird, weitere Gnusshüsli zu eröffnen. In Märstetten finden derzeit Abklärungen statt. «Ich gebe gerne Auskunft und stehe allen Interessierten mit Rat und Tat zur Seite», sagt Braun.

Ökumenische Teamleistung

Auf fruchtbaren Boden gefallen ist die Idee auch in Romanshorn. Dort beteiligt sich erstmals eine evangelische Kirchgemeinde am Projekt und arbeitet bei der Realisierung mit den Katholiken zusammen. Die beiden Kirchgemeinden zählen zusammen rund 7000 Mitglieder.

Im Laufe des Monats April entsteht an der Bahnhofstrasse 44, beim evangelischen Kirchgemeindehaus, das dritte Gnusshüsli im Thurgau. Während das Warenangebot in Altnau und Weinfelden rund um die Uhr zur Verfügung steht, wird das Pendant in Romanshorn vorläufig nur tagsüber geöffnet sein. Die Anschaffungskosten teilen sich die Evangelische Kirchgemeinde Romanshorn-Salmsach und die Katholische Kirchgemeinde Romanshorn. Die einheimische Firma A. Graf Elektro-Installationen stellt gratis den Stromanschluss für den Kühlschrank her. Im Hinblick auf die Finanzierung der Nebenkosten werden noch Sponsoren gesucht.

Für Menschen, gegen Verschwendung

Für Katja Gsell vom Sozialdienst der evangelischen Kirchgemeinde hat das Gnusshüsli einen doppelten Nutzen: «Zum Einen können Leute mit kleinem Budget direkt und ohne Formalitäten unterstützt werden, zum Anderen ist es möglich, auf diese Weise der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken.»

Ihr Kollege von der katholischen Kirchgemeinde, Andreas Pfiffner, glaubt aufgrund bisheriger Erfahrungen an die Berechtigung des Projekts: «In der Vergangenheit sind immer wieder Leute mit der Bitte um Lebensmittel an uns gelangt.» Der von der Strasse zurückversetzte, zentral gelegene Standort des Fichtenholzhäuschens ist nach Pfiffners Meinung für hohe Besuchsfrequenzen gut geeignet. Katja Gsell hofft auf ein solidarisches, faires Verhalten der Bevölkerung, sollen die Lebensmittel doch jenen Menschen zugutekommen, die wirklich darauf angewiesen sind.

Unsere Empfehlungen

Waschen, schneiden, föhnen, legen

Waschen, schneiden, föhnen, legen

Der Verein «Endless Life» bietet in St. Gallen gratis Haarpflege für Menschen in prekären Lebenslagen an. Das monatliche Angebot heisst «Schnipp Schnapp» und erfreut sich in der Gassenszene und darüber hinaus grosser Beliebtheit.
Digitale Seelsorge ist im Aufwind

Digitale Seelsorge ist im Aufwind

Die Nachfrage nach anonymer Hilfe per Telefon und Chat wächst stetig. Die Dargebotene Hand Zentralschweiz und die Reformierte Kirche Kanton Luzern intensivieren das Angebot der Chatseelsorge.