Neue Ausbildung in der Sozialdiakonie
Der Beruf des Diakons hat in der schweizerischen Landeskirche eine lange Tradition. Nun wird das Berufsbild mit einer neuen Ausbildung weiterentwickelt. Auch die Thurgauer Kirchgemeinen wollen einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten. Marcel Urban in Kreuzlingen und Natalie Wittwer in Weinfelden nehmen dieses Jahr die vierjährige Ausbildung mit dem neuen Abschluss «Sozialdiakon mit Gemeindeanimation HF» in Angriff. Die Ausbildung ist ähnlich aufgebaut wie eine Berufslehre: zweieinhalb Tage praktische Arbeiten in der Kirchgemeinde und zwei Tage Schule.
Neuer Studiengang
Die schulische Ausbildung absolvieren Marcel Urban und Natalie Wittwer am Theologisch-Diakonischen Seminar (TDS) in Aarau. Der Studiengang, der die Sozialdiakonie mit der Gemeindeanimation verbindet, wird ab diesem August erstmals angeboten. Paul Kleiner, Rektor am TDS, präzisiert: «Der neue Lehrgang führt den bewährten Kurs ‹Sozialdiakonie› weiter, dessen Angebot überarbeitet und erweitert wurde.» Die Anerkennung der Ausbildung sei zwar schon seit 20 Jahren durch die reformierten Landeskirchen gegeben, sagt Kleiner, dank der Kombination mit der Gemeindeanimation erhalte die Ausbildung aber einen staatliche Anerkennung. Obwohl der Lehrgang dieses Jahr zum ersten Mal angeboten werde, sei das Interesse besonders von Seiten der Kirchgemeinden gross.
Berufspraxis in den Kirchgemeinden
Die Ausbildung in der Praxis ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. So versucht Hanspeter Rissi, Diakon in Kreuzlingen, seinem «Auszubildenden» einen möglichst breiten Einblick in die Tätigkeiten eines Diakons zu geben. «Von der Arbeit mit den Kindern bis zu den Seniorenferien wird Marcel Urban sein theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen können», sagt Rissi. In Weinfelden liegt der Fokus eher auf der Jugendarbeit: «Natalie Wittwer wird nebst der Leitung der Jugendgruppe oder dem Herbstlager auch beim Gestalten des Religions- und Konfirmationsunterricht mitwirken», sagt Jugendarbeiter Andi Battaglia.
Vielseitige Tätigkeiten
Die Aufgabenfelder in der Sozialdiakonie sind ohnehin sehr vielseitig. Deshalb werden an die angehenden Sozialdiakonen auch hohe Anforderungen gestellt: «Die Freude an der Arbeit mit Menschen ist zentral», sagt Andi Battaglia. «Offenheit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit sind sehr wichtige Eigenschaften für einen Sozialdiakonen.» Ebenfalls wichtig seien eine eigene, lebendige Beziehung zu Gott und der Wunsch, den Menschen Gottes Liebe durch Wort und Tat näher zu bringen.
Zwischen Theorie und Praxis
Es sind gerade die Herausforderungen, die Marcel Urban an der Ausbildung reizen: «Durch die Arbeiten mit Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen, von der Kinderbibelwoche bis zur Arbeit mit Randständigen oder der Begleitung von Asylsuchenden kann ich meinen ‹Arbeitsrucksack› in den nächsten vier Jahren reichlich füllen.» Dass die neuen beruflichen Erfahrungen zugleich begleitend mit den theoretischen Erkenntnissen am TDS verknüpft werden können, mache die Ausbildung besonders attraktiv.
Natalie Wittwer erhofft sich von der Ausbildung nebst neuem Wissen aber auch noch etwas anderes: «Ich denke, dass ich nach den vier Jahren auch einen grossen Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung machen werde.»
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