News aus dem Thurgau

Deutsch als Zweitsprache: Werkzeug zur Integration

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15.04.2016
WIGOLTINGEN TG. Während in der Politik mit grosser Intensität über die Flüchtlingsthematik diskutiert wird, findet in Kindergärten und Schulen ein wichtiger Teil der Integration von Flüchtlingskinder bereits statt. So auch an der Volksschule in Wigoltingen.

Von Micha Rippert

Cornelia Buff unterrichtet seit fast 13 Jahren an der Schule in Wigoltingen das Fach «Deutsch als Zweitsprache». Am so genannten DaZ-Unterricht nehmen auch Flüchtlingskinder aus der Gemeindewohnung Wigoltingen teil. Die meisten von ihnen besitzen, wenn sie das Fach zum ersten Mal besuchen, fast keine Deutschkenntnisse und trotzdem muss Cornelia Buff einen Weg finden, sei es mit Händen und Füssen, um sich mit den Kindern zu verständigen. Diese Herausforderung prägt den DaZ-Unterricht immer wieder aufs Neue. Es kann oft vorkommen, dass die Kinder der Lehrperson etwas erklären, Cornelia Buff sie aber einfach nicht versteht. Dieses Problem versucht sie mit gezieltem Einsatz von Bildern und unter Berücksichtigung der aktuellen Lebenssituation der Kinder zu umgehen. So werden zum Beispiel zuerst Wörter gelernt, die im Kindergarten oder der Schule aktuell besprochen werden.

Sprechen hat Priorität

Der DaZ-Unterricht unterscheidet sich vom normalen Deutschunterricht darin, dass ihm kein Lehrplan zugrunde liegt und nicht das Schreiben, sondern das Sprechen der Sprache erste Priorität hat. Die Vorbereitung des DaZ-Unterrichts gestaltet sich daher auch ein wenig anders. «Flexibilität und Vielschichtigkeit sind sehr wichtig, um optimal auf den individuellen Fortschritt der Kinder einzugehen», sagt Cornelia Buff. 

Neue Heimat

Cornelia Buff findet besonderen Gefallen an der Zusammenarbeit mit den Kindern und der daraus resultierenden Einheit. Den Kindern eine Oase in all dem Neuen zu bieten, bereitet ihr Freude: «Es macht mich besonders glücklich, wenn ich die Fortschritte meiner Schüler erkenne», sagt Buff. Sie fügt aber hinzu, dass es ihr manchmal auch schwer falle, die Kinder loszulassen, wenn die Familien weg- oder umziehen müssen. Dennoch ist Cornelia Buff motiviert, den Kinder eine Heimat zu bieten und ihnen zu helfen, damit sie sich in ihrer neuen Heimat besser zurechtfinden. Für sie ist es wichtig, dass sich auch kirchlich engagierte Gemeindemitglieder im Bereich der Bildung einsetzen. Es sei auch Auftrag der Kirche, sich für die Flüchtlingskinder einzusetzen. «Die Kirche hat viele Möglichkeiten und Potenzial einen Beitrag zur Integration zu leisten, zum Beispiel mit Aufgabenhilfen oder Spielnachmittagen», ergänzt Buff.

 

Voneinander lernen

 

Wenn die Kinder gerne zu ihr in den Unterricht kommen und sich wohl fühlen, motiviert das Buff immer wieder für ihre Arbeit. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Flüchtlingskinder noch besser aufgenommen werden und ihnen genügend Platz und Raum geboten wird. Es sei besonders wichtig, dass Schweizer Eltern noch einen besseren Zugang zu ausländischen Eltern suchen und erkennen würden, dass man viel voneinander lernen kann. Aber dennoch erlebt Cornelia Buff bereits heute viel Freudiges in der aktuellen Situation: «Ich empfinde es als äusserst positiv, welche ungeahnten Kräfte durch die Flüchtlingskrise bereits mobilisiert wurden.»

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