News aus dem Thurgau

«Mit Musik erreichen wir alle»

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21.02.2023
Gerda Schärer ist leidenschaftliche Querflötistin und Kirchenrätin. Dem Kirchenboten verrät die gebürtige Glarnerin, was sie im Thurgau vermisst. Und wie die Seniorenarbeit ein Schlüssel für die Kirche der Zukunft sein kann.

«Wir sollten uns bewusst sein, dass in der Kirche alle Generationen zusammengehören », sagt Gerda Schärer. Als Kirchenrätin der Evangelischen Landeskirche Thurgau ist sie unter anderem für die Seniorenarbeit zuständig.

Während sich der öffentliche Diskurs vor allem um die Frage zu drehen scheint, wie die Kirche die jungen Menschen besser erreichen kann, sieht Schärer einen wichtigen Zusammenhang zwischen Jugend- und Seniorenarbeit: «Viele Seniorinnen und Senioren sind doch auch Grosseltern und haben Freude, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten. Wir sollten sie deshalb häufiger anfragen, wenn es um die Mithilfe bei Anlässen mit Kindern geht.» Schärer nennt ein Beispiel aus ihrer eigenen Kirchgemeinde: «Für ein Krippenspiel hat eine Grossmutter Gewänder für den Engelschor genäht. Die Kleider waren so schön, dass am Schluss sogar Jungs einen Engel spielen wollten.»

Seit drei Jahrzehnten im Thurgau
Die gebürtige Glarnerin, die seit 1992 in Berlingen am Bodensee wohnt, wurde vor rund sieben Jahren in den Kirchenrat gewählt. Damals war sie Präsidentin der Evangelischen Kirchgemeinde Berlingen und Mitglied des kantonalen Kirchenparlaments, der Synode. Ein Synodaler habe sich nach ihrem Interesse erkundigt, in der Exekutive der Evangelischen Landeskirche Thurgau mitzuwirken. Das habe sie gereizt. Auch, weil Glaube und Kirche für Gerda Schärer untrennbar zusammengehören.

«Man hört immer wieder, dass jemand sagt, er glaube zwar an Gott, könne aber ohne Kirche leben. Für mich wäre das ein Leben im luftleeren Raum.» Der Glaube sei für sie direkt an die Gemeinschaft gekoppelt. Aus dem gemeinsamen Feiern und Unterwegssein schöpfe sie Kraft. Sie wisse aber auch, dass dies durchaus herausfordernd sein könne, denn: «Nicht immer läuft alles rund.»

Sie befähigt am liebsten andere
Als Kirchenrätin sieht sich Gerda Schärer in der Rolle der «Ermöglicherin»: So habe sich die Laienprediger-Ausbildung unter ihrer Leitung weiterentwickelt und etabliert. Gerne würde sie zudem eine Ausbildung mit auf den Weg bringen, die junge Erwachsene befähigt, gottesdienstliche Feiern mitzugestalten oder sogar zu verantworten.

Grosse Freude habe sie am Liederbuch «Rückenwind », an dem sie als Kirchenrätin mitwirken konnte: «Ein sehr gelungenes Gesangbuch, das die Gemeinden verbindet.» Sie selbst spielt leidenschaftlich gern Querflöte. Auch heute macht sie mit ihren vier mittlerweile erwachsenen Kindern und ihrem Mann Musik – auch im Gottesdienst. «Über Musik und Gesang kann die Kirche alle Generationen erreichen», ist sie überzeugt. Nur eines vermisst Gerda Schärer im Thurgau: «Es ist schade, dass es hier kein jährliches Skirennen mit den Synodalen und den Kirchenräten gibt.»


Herzensanliegen

«Schwindende Mitgliederzahlen, kleiner werdende Ressourcen, weniger Steuereinnahmen: Unsere Kirche scheint eine unsichere Zukunft zu haben», sagt Gerda Schärer. Ihr Herzensanliegen sei, stärker über das Positive zu berichten, anstatt in den «Abgesang» einzustimmen. «Während Corona waren die meisten kirchlichen Veranstaltungen nicht mehr möglich. Aber es war doch erfreulich, wie viele kreative Ideen in den Kirchgemeinden in Kürze entstanden sind.» Sie sei deshalb überzeugt, dass die Kirche eine Zukunft habe: «Was uns Menschen unmöglich erscheint, ist noch lange nicht unmöglich für Gott!»


(Cyrill Rüegger)

 

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