News aus dem Thurgau

Rat der EKS bekräftigt Ja zum Klimaschutz

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13.01.2023
In wenigen Tagen wird die Unterschriftensammlung gegen das Klimaschutz-Gesetz zur Beglaubigung abgegeben. Der Klimaschutz ist auch für die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS ein zentrales Thema. Es geht dabei nicht nur um Ressourcenmanagement, sondern um das grundsätzliche Verhältnis, das Menschen gegenüber der Welt einnehmen. Wer die Welt als Gabe erkennt, handelt anders.

In einer aktuellen Stellungnahme beschäftigt sich der Rat EKS mit der Gletscherinitiative und dem Gegenvorschlag aus einer evangelisch-reformierten Perspektive: Gott ist Schöpfer und Erhalter der Welt und alles Lebendigen. In dieser Sicht ist der Mensch nicht Mittelpunkt und Ziel der Schöpfung, sondern Teil von ihr – als Mitgeschöpf. «Die Welt als Schöpfung zu betrachten bedeutet, sie nicht bloss als Umwelt, sondern als Mitwelt empfangen zu haben. Das Merkmal der Geschöpflichkeit macht alles Lebendige gleich», so die Stellungnahme.

Mit einem Rückbezug auf die Gedanken des Reformators Huldrych Zwingli macht der Rat EKS deutlich, dass sich innerhalb der Schöpfung alle Wesen als Beschenkte wahrnehmen sollen, so dass niemandem ein privilegierter Zugang gehören kann. Alle Güter sind in dieser Vorstellung eine Gabe, die allen Geschöpfen in gleichem Masse zustehen. Der Rat EKS führt in der Stellungnahme weiter aus, dass Nachhaltigkeit untrennbar mit Gerechtigkeit verbunden ist und nimmt Bezug auf das jahrzehntelange Engagement der EKS für den Klimaschutz.

«Gerechtigkeit ist nicht nur eine Frage des Zugangs und der Verteilung im Blick auf die menschlichen Bedürfnisse und Angelegenheiten, sondern schliesst alles Lebendige konstitutiv mit ein. Nachhaltigkeit muss zum Merkmal einer Kultur im umfassenden Sinn werden», so das Statement weiter. Es sieht Schöpfung als alle gegenwärtigen aber auch zukünftigen Wesen, die in ihrer Existenz auf die Natur angewiesen sind oder sein werden.

Von den Gegnern des Gesetzes werden monetäre Kosten als Argument gegen das Klimaschutz-Gesetz prominent angeführt. Zudem fürchten sie Verzicht. Diese Argumente greifen zu kurz: Die aktuelle Lebensweise privilegiert einseitig menschliches Leben und lässt die Bedürfnisse zukünftiger Generationen aussen vor. Der Rat EKS setzt auf den biblischen Nachhaltigkeitsgedanken, der nicht den Verzicht, sondern im Gegenteil ein «Leben in Fülle» beschreibt.

«Eine nachhaltige Entwicklung präsentiert keine Strategie und kein Teilziel neben anderen, sondern gelingt nur als umfassendes Konzept, das neben der ökologischen auch die politische, rechtliche, ökonomische und soziale Dimension gleichberechtigt miteinbezieht.»

Angesichts der akuten Bedrohung der Schöpfung durch den menschgemachten Klimawandel braucht es einen wirksamen gesetzlichen Rahmen, der hilft die Ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen.

Der Rat EKS unterstützt die politischen Anliegen der Gletscherinitiative sowie des indirekten Gegenvorschlags und resümiert: «Die Welt fällt nicht in die freie Verfügungsmasse der gegenwärtig lebenden Menschen. […] Die biblische Sicht auf die Welt als Schöpfungsgabe lenkt den Blick darauf, was die Geschöpfe nicht besitzen und sich nicht schaffen können, aber was ihr Leben überhaupt ermöglicht. Diese Haltung der Dankbarkeit lässt sich politisch nicht einholen. Die damit verbundene Haltung des Respekts gegenüber der Natur kommt aber im indirekten Gegenvorschlag und in der Initiative zum Ausdruck.»

 

Dominic Wägli

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