News aus dem Thurgau

Die Kampagne der Gerechtigkeit

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01.02.2016
ROMANSHORN TG. Die Wirtschaft arbeitet immer globaler, die Welt vernetzt sich immer mehr. Aufgrund diesem sich verändernden Wirtschaftssystem und einem massiven technischen Fortschritt hinken Rechte und Gesetze hinten nach. Darauf macht die ökumenische Kampagne 2016 aufmerksam und organisiert ein vielversprechendes Podium in Romanshorn.

Von Basil Höneisen

«Im Schöpfungsbericht überträgt Gott seine Erde den Menschen zur Verwaltung», schreibt Brot für alle, «daraus entsteht Verantwortung.» Mit der ökumenischen Kampagne 2016 plädiert die Entwicklungsorganisation der Schweizer evangelischen Kirchen zusammen mit Fastenopfer und Partner sein an die Wirtschaft, mehr Pflichtgefühl zu zeigen – sowohl im Umgang mit dem Menschen als auch der Natur. «Beim Abbau von Rohstoffen zum Beispiel werden Umweltstandards verletzt», schreibt Brot für alle weiter. Die Betroffenen würden unter verschmutztem Wasser oder vergifteten Böden leiden. «Ihr Menschenrecht auf Nahrung wird beeinträchtigt». Um die Kampagne einzuläuten, startet Mitte Februar ein Event mit Interviews, Literatur und Musik zum Thema «Entwicklungszusammenarbeit und Migration».

Probleme an der Wurzel packen

Zu Wort kommen wird zum einen Regula Streckeisen, die Präsidentin der EVP Thurgau. «Die aktuelle Flüchtlingswelle zeigt auf, wie riesengross Elend und Not in den Herkunftsländern der Flüchtlinge sind», sagt die gelernte Ärztin. Es brauche Massnahmen, die an der Wurzel dieser Probleme wirken würden. «Dazu gehört mehr Entwicklungszusammenarbeit.» Darum setzt sich die EVP für mehr Geld vom Bund in diesem Bereich ein. «Aktuell ist die Schweiz bei 0,5 Prozent des BIP, wir fordern 0.7 Prozent. Aber im Dezember hat das Parlament leider auf 0, 47 Prozent gekürzt. Das ist kontraproduktiv», sagt Streckeisen. Solche Zusammenhänge sollen an besagtem Anlass aufgezeigt werden, wobei nicht nur die Politik vertreten ist.

Forderung von mehr Menschlichkeit

Eine weitere Podiumsteilnehmerin ist die freie Autorin Katharina Morello aus Hirzel. Sie schreibt Bücher und arbeitet auch journalistisch. Für die Reportage "Simabwe, Leben mit Aids/HIV" wurde sie mit einem Medienpreis ausgezeichnet. Ausserdem hat sie sechs Jahre in der Kommunikation bei Brot für alle gearbeitet. Morello spricht Klartext: «Man kann nicht mit der ganzen Welt Geschäfte machen und sich gleichzeitig nicht darum scheren, wie es den Menschen anderswo geht». Da sie in ihrem Alltag viel mit Migranten und Flüchtlingen zu tun hat, wünscht sie sich, dass der Anlass zu mehr Menschlichkeit und einem freundlicheren Umgang mit den Fremden beitragen kann. Im literarisch-musikalischen Programm nach dem Podium liest Morello eigene Geschichten zum Thema Integration.

Werte, die nicht verhandelbar sind

Vreni Rutishauser von der FH Suisse – Hoffnung für die Hungrigen erzählt aus Sicht einer Entwicklungsorganisation. Die Perspektive der Kirche nimmt Pfarrer Ruedi Bertschi aus Romanshorn ein. Bertschi hat über zehn Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet. Heute ist er Mitglied der Romanshorner Einbürgerungskommission – daher kommt auch seine Motivation für das Podium. «Ich versuche, meinen Teil für ein faires und transparentes Einbürgerungsverfahren beizutragen, wo sowohl ein Ja als auch ein Nein Platz hat», sagt Pfarrer Bertschi, «Mit dem gesammelten Wissen und der gemachten Erfahrung möchte ich mich bei diesem Podium einbringen.» Vom Anlass erhoffe er sich die Erarbeitung eines wichtigen Puzzleteils. «50 Jahre Entkolonialisierung zeigt, dass es viel zu einfach ist mit dem Schema: Hier die bösen Konzerne, dort die ausgebeuteten Menschen der dritten Welt», sagt Bertschi.

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