ÖRK Vollversammlung: Fazit - Der Thurgau und die Weltkirche
Die Sonne geht auf über den Dächern von Karlsruhe. Das ist unser letzter Tag hier an der Vollversammlung. Wir besuchen mit Christen aus der ganzen Welt den ökumenischen Gottesdienst im Schlossgarten von Durlach, dem historischen Stadtteil von Karlsruhe, in dem unterschiedliche christlichen Konfessionen aus dem In- und Ausland mitwirken.
Ja, ich denke, dass dem Thurgau etwas Bewusstsein gegenüber der Weltkirche guttun würde. Die Probleme mit denen Christen auf der ganzen Welt konfrontiert sind, unterscheiden sich teils massiv von unseren. Und wenn wir uns im Thurgau manchmal vielleicht ein bisschen marginalisiert fühlen und wir auf Kirchenaustritte, Kirchenverkleinerung, absehbarem Pfarrer*innenmangel und Überalterung unserer Kirchenmitglieder reagieren müssen, ist es gut zu wissen, dass an anderen Orten der Welt das Christentum noch vielfältiger gelebt wird als bei uns. Es ist wichtig für unsere europäisch und historisch geprägte Optik wahrzunehmen, dass jetzt die Mehrheit der Christen auf der südlichen Halbkugel der Welt lebt und sich dort das Christentum auch am schnellsten ausbreitet. In absehbarer Zeit wird die Evangelisationsbewegung nicht mehr von Europa in alle Kontinente ausgehen, sondern umgekehrt: Es werden vermehrt Missionare von Afrika, Südamerika und Asien zu uns kommen und unsere Gesellschaft versuchen zu rechristianisieren. Wir können auf diese Entwicklung gespannt sein, und uns jetzt schon vermehrt Gedanken dazu machen, wie wir Immigrant*innen und Neuzuzüger*innen in unseren Kirchgemeinden gastfreundlich und herzlich willkommen heissen um vielsprachig, vielfältig und gemeinsam Gott und das Leben zu feiern.
Die Vollversammlung geht noch bis am 8. September weiter. Wir werden uns über den Verlauf der offiziellen Diskussionen der Delegierten der Mitgliederkirchen weiter via Medien (z.B. via https://www.evref.ch/themen/vollversammlung-in-karlsruhe/blog/ ) informieren, im Wissen darum, dass das Wichtigste immer im direkten Zusammensein der Menschen passiert. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) sagt dazu: «Alles wirkliche Leben ist Begegnung».
(Tobias Arni, Pfarrer und Teilnehmer der ÖRK-Vollversammlung)
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