News aus dem Thurgau

Bond – Dr. h.c.

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05.12.2017
Die Theologische Fakultät der Universität Basel verlieh dem Liedermacher und Theologen Andrew Bond den Ehrendoktor. Wie kommt der Dr. h.c. beim Geehrten an?

Herr Bond, Gratulation zum Ehrendoktor. Was bedeutet es Ihnen, von der Theologischen Fakultät der Universität Basel geehrt zu werden – und nicht von einer Musikhochschule?
Bei Kinderliedern sind die Inhalte und Texte wichtiger als die Musik. So verstehe ich mich in erster Linie als Texter und Erzähler. Insofern freut es mich sehr, dass Profis die Geschichten und Liedzeilen genauer angeschaut haben und diese nicht durchgefallen sind. Und ich habe seinerzeit ja auch Theologie studiert – und nicht Musik.

Die Universität ehrt mit Ihnen einen Menschen, der Religion in eine allgemein verständliche Sprache übersetzt und erlebbar macht. Sind Sie gewissermassen die Kinderuniversität der Theologischen Fakultät?
Und bekomme ich für diese Uni sogar noch einen Professorentitel? Nein, im Ernst: Der Grundtenor der Feedbacks, die mich erreicht haben, geht in etwa so: «Schön, dass die Fakultät einen Praktiker gewählt hat». Meine Lieder und Geschichten sollen nicht akademisch oder sonst wie anspruchsvoll sein, sondern alltagstauglich und niederschwellig. Aber auch als Praktiker mache ich mir ähnlich wie bei der theologischen Exegese zum jeweiligen Thema ausgiebig Gedanken darüber, wie ich was welchem Kind warum erzähle.

Am Dies academicus wurde auch Roger Federer zum Dr. h.c. ernannt. Bei ihm wie bei Ihnen spielte die Vorbildfunktion eine gewisse Rolle. Fehlt es heute an Vorbildern, dass diesem Aspekt ein solches Gewicht beigemessen wird?
Die Medienwelt ist extrem people-orientiert, und zwar geht’s vor allem um Rekorde, Siege, Errungenschaften, Liebe und am liebsten über Skandale. Ja, wir dürften uns gerne vermehrt an Menschen mit Vorbildcharakter orientieren.

In einer Mitgliederbefragung der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt zeigte sich, dass der Religionsunterricht als «sehr wichtig» beurteilt wird. Ein Resultat, das sie in Ihrem Kontakt mit Kindern und Eltern bestätigen können?
Ja, sicher. Ich arbeitete 17 Jahre lang als Oberstufenreligionslehrer. Wo sonst sollen sich Heranwachsende in einem offenen Diskurs und unter Anleitung die grossen und kleinen ethischen, philosophischen und religiösen Lebensfragen stellen? Wenn Schulfächer nur Leistung und effiziente Arbeitshaltung anpeilen und Kirchen nur Events bieten, fehlt doch etwas Essentielles.Wie bilden wir unsere Empathie, unser Verständnis für das Miteinander, unsere Seele, unser Gerechtigkeitsempfinden, unser Selbstwertgefühl?

Was machen Sie mit dem Titel: in die Schublade oder in Zukunft Dr. h.c. Andrew Bond?
Das wird sich weisen. Privat und gesellschaftlich werde ich den Titel kaum brauchen, aber dort, wo dieses «Gütesiegel» beruflich Sinn macht, wohl schon.

Und noch eine Frage mit Augenzwinkern: Wie ist es ihnen an der Preisverleihung emotional ergangen: gerührt oder geschüttelt?
Halt wie immer bei Bond: Cool und mit entwaffnendem Charme!

Franz Osswald, kirchenbote-online, 5. Dezember 2017

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