News aus dem Thurgau

Puzzle aus vielen Teilen

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21.12.2021
Wohin sich wenden, wenn man einen «Stammbaum» erstellen möchte? An die Genealogisch-Heraldische Gesellschaft Ostschweiz (GHGO). «Wir unterstützen unsere Mitglieder bei ihrer Suche und veranstalten Vorträge mit interessanten Referenten», sagt Präsident Markus Frick aus Bazenheid.

Faszinierend seien die Geschichten hinter den nackten Daten, so Frick. Geburt, Heirat, Tod sind nur das Gerüst. Am einfachsten sei es, wenn man eine Schachtel voller Unterlagen der Familie finde. Zudem sei es vorteilhaft, die Nachforschungen möglichst jung zu starten. «Dann kann man noch einen Grossvater befragen.»

Evangelische Kirchenbücher

Quellen sind Staatsarchive, Zivilstands-register, Kirchen- und Lehensbücher. Kirchenbücher bestehen allerdings erst sei etwa 1600. Begonnen haben damit die evangelischen Kirchgemeinden. Sie wollten wissen, wer sich zu ihrem Glauben bekannte. In Lehensbüchern von Klöstern ist festgehalten, wer ein Lehen erhielt, wann er es dem Kloster vermachte. Fundgruben sind auch Staatsakten, wenn jemand einen hohen Posten innehatte und Gerichtsbücher in Fällen, in denen einer etwas auf dem Kerbholz hatte. Sie können unangenehme Überraschungen bergen.

 

«Der Kanton St. Gallen stellte die Kirchenbücher ins Internet. Eine Erleichterung.»

 

Ausschlaggebend ist immer die Vaterlinie – «dabei wäre die Mutterlinie wichtiger, weil richtiger», so Frick. Die Suche nach Vorfahren wird aber zusehends schwieriger: Weniger Menschen heiraten. «In hundert Jahren möchte ich nicht mehr Genealogie machen», so der Präsident der GHGO. 

Einfach in der Schweiz

In der Schweiz ist die Suche meist relativ leicht: Mutationen werden dem jeweiligen Heimatort gemeldet. Seit 2004 besteht Infostar, das elektronische Zivilstandsregister. «In der Schweiz ist es viel einfacher als in Deutschland oder in Österreich», so der Toggenburger. Schwierigkeiten bei Nachforschungen kann es wegen der Schutzfrist von 100 Jahren nach dem Tod einer Person geben. Der Erfolg eines Genealogen steht und fällt mit dem Amt, bei dem er anklopft. Ob die Mitarbeitenden sagen «Ich habe nichts gefunden» oder interessiert nachsuchen, ist Glückssache – Bewilligungen und Gebühren inbegriffen. Manche können die altdeutsche Schrift nicht lesen. «Die Kooperation ist sehr unterschiedlich», bemerkt Markus Frick.

Internetsuche

Der Kanton St. Gallen stellte die Kirchenbücher ins Internet: «Jetzt muss man nicht mehr im Staatsarchiv Mikrofilme lesen, eine grosse Erleichterung», freut sich Frick. Auch in Appenzell Ausserrhoden ist alles online zu finden – im Thurgau und im Kanton Glarus hingegen gar nichts. Bei der Suche im Ausland helfen befreundete genealogische Gesellschaften, so in Baden-Württemberg und Vorarlberg: «Man kennt sich, es herrscht gutes Einvernehmen», sagt Frick. Was ihm Sorgen bereitet: «Wir haben Mühe, an Junge heranzukommen; sie sind zwar interessiert, möchten sich aber nicht an einen Verein binden.»

Text: Margrith Widmer, Journalistin BR, Teufen | Foto: Katharina Meier – Kirchenbote SG, Januar 2022

 

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