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«Spracherwerb ist auch mit Maske möglich»

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28.01.2021
In den Kitas und Kindergärten tragen Erwachsene Masken. Was das für die Sprachentwicklung bedeutet, weiss Franziska Vogt, Leiterin des Instituts Lehr-Lernforschung der Pädagogischen Hochschule St. Gallen.

Frau Vogt, Kinder erleben Erwachsene in den Kitas und Kindergärten mit Maske. Welchen Einfluss hat das auf ihre Sprachentwicklung?

Franziska Vogt: Wenn man eine Maske anhat, sieht man beispielsweise das Lächeln nicht. Wir drücken Emotionen aber auch anders aus, nicht nur mit dem Mund. Man hört die Sprache ja auch, man sieht die Augen und die Gestik. Deshalb funktioniert die Verständigung mit Maske recht gut. Die Kommunikation in den Kitas und Kindergärten ist nicht zusammengebrochen.

Was ist denn wichtiger für die Mimik: der Mund oder die Augen?

Eine Studie besagt, dass man positive Emotionen, ein Lächeln zum Beispiel, eher über den Mund wahrnimmt. Einen wütenden Blick erkennt man hingegen eher an den Augen und der Stirn. Es ist deshalb hilfreich, ein Kind nicht bloss anzulächeln, sondern seiner Freude auch durch Worte oder einen erhobenen Daumen Ausdruck zu verleihen.

Erschwert die Maske den Spracherwerb? 

Es kommt auf die Sprachförderung insgesamt an. Spracherwerb geht auch mit Maske. Manchmal braucht es individuelle Lösungen, beispielsweise für Kinder mit Hörbeeinträchtigungen, wenn sie Lippenlesen lernen möchten.

Was können Erwachsene tun, um den Spracherwerb trotz Maske zu fördern?

Man kann mehr und gezielter sprechen, beispielsweise das Kind deutlich begrüssen und ihm sagen, wer hinter der Maske steckt. Ansonsten gilt, was für den Spracherwerb seit jeher wichtig ist: sich Zeit nehmen für ein Kind, aufmerksam sein, wohin es schaut und zeigt. Mit ihm sprechen und interagieren, auch wenn es noch keine verständlichen Wörter bilden kann. So entsteht ein kommunikatives Hin und Her, ein Dialog.

Interview: Stefan Degen | Fotos: Pixabay/zVg – Kirchenbote SG, Februar 2021

 

Wie Gehörlose mit der Maskenpflicht umgehen, lesen Sie hier.

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