News aus dem Thurgau

Buchkultur der Kartäuser

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26.05.2017
In der Kartause Ittingen findet im Juli ein internationaler Kongress zur Kartäuserforschung statt. Interessierte Hörerinnen und Hörer sind willkommen.

1084 zog sich der heilige Bruno von Köln mit sechs Glaubensgefährten in eine gebirgige Gegend, in die französische Chartreuse zurück, baute eine Eremitage sowie für ein Kloster notwendige Gemeinschaftsräume und eine Kirche. Bald schlossen sich ihnen weitere Männer an: La Grande Chartreuse – die grosse Kartause – entstand. Der römisch-katholische Orden verbreitete sich rasch, erfuhr aber durch die Reformation im 16. Jahrhundert und durch die Säkularisierung einen starken Rückgang. 1848 wurde auch im Thurgau die Kartause Ittingen aufgehoben. 2004 lebten weltweit noch 335 Brüder und 48 Nonnen in 18 Mönchs- und 4 Nonnenklöstern.

Umgang mit Büchern
Die Produktion von Texten, der Umgang mit Büchern und das Studium derselben waren zu jeder Zeit zentrale Elemente im Alltag der einsam lebenden Mönche. Diesem Forschungsthema widmet sich der Internationale Kongress vom 13. bis 16. Juli 2017 in Ittingen, an dem Wissenschaftler aus ganz Europa ihre Forschungsergebnisse präsentieren werden. Organisiert wird der Kongress von der Stiftung Kartause Ittingen, dem Ittinger Museum und der Kantonsbibliothek Thurgau in enger Zusammenarbeit mit Dr. Margrith Früh (ehemals Direktorin des Historischen Museums des Kantons Thurgau) und Dr. Jürg Ganz (ehemals Denkmalpfleger des Kantons Thurgau).

Wichtiger Bestandteil
Margrith Früh wird das Er- öffnungsreferat mit dem Titel «Die Ittinger Klosterbibliothek, ihr Förderer Prior Bruno und zwei Kataloge» halten. Da die Kartäuser sehr abgeschlossen lebten und ihre Bibliothek nur selber benützten, hätten sie kaum Einfluss auf den Thurgau gehabt, sagt Margrith Früh. Heute hingegen seien die Bücher aus Ittingen ein wichtiger Bestandteil der alten Bücher der Kantonsbibliothek. In ihrem Referat gehe sie auf den erstaunlich grossen Gesamtbestand der ehemaligen Klosterbibliothek ein. Zwei handschriftliche Bibliothekskataloge aus dem 17. und 18. Jahrhundert hätten ihr die Grundlage gegeben, das Anwachsen der Bibliothek zu betrachten und zu recherchieren, welche Sachgebiete am umfangreichsten waren. Dazu werde sie auch Bilder aus entsprechenden Büchern zeigen. Der Vortrag dürfte also auch für Laien spannend werden.

 

Interessierte Hörerinnen und Hörer können sich für den Kongress bis zum 21. Juni 2017 bei Maria Solovey (maria.solovey@tg.ch / 058 345 69 19) anmelden und von günstigen Konditionen profitieren. Die Eröffnungsveranstaltung mit Referat von Margrith Früh am 13. Juli beginnt um 18 Uhr und ist öffentlich.

 

Barbara Hettich (26. Mai 2017)

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